Christoph Swarovski zieht Bilanz

In seiner Abschiedsrede zog Christoph Swarovski trotz vieler Erfolge eine gemischte Bilanz über seine acht Jahre an der Spitze der freiwilligen Interessenvertretung der Tiroler Industrie.

Die erfolgreiche Implementierung des Standort-Checks bei der Einführung neuer Landesgesetze und Verordnungen, das Recht auf Kinderbetreuung und Bildung ab dem zweiten Lebensjahr, die Initiierung und Umsetzung der Tiroler MINT-Strategie mit dem Land Tirol und der Tiroler Sozialpartnerschaft, die Eröffnung des Zentrums für Robotik, Produktion und Automatisierung in Kooperation mit dem Management Center Innsbruck, das allen Unternehmen der Tiroler Industrie offensteht – die Liste der erfolgreichen Projekte, die dank der Initiative von IV-Tirol-Präsident Christoph Swarovski in den acht Jahren seiner Präsidentschaft umgesetzt wurden, ist lang und ließe sich noch beliebig verlängern. Trotz der vielen Umsetzungserfolge blickt Christoph Swarovski auch kritisch auf seine Zeit als Präsident der IV Tirol zurück.

Standort Europa unter Druck
Auch wenn viele Projekte und Ideen der IV Tirol zu einer Verbesserung der Lage der Industrie im Land geführt haben, steht die heimische Industrie derzeit vor großen Herausforderungen, die ihr Wachstum und damit den Wohlstand und Arbeitsplätze in Tirol gefährden: „Obwohl ich mich stets dafür eingesetzt habe, die Wettbewerbsfähigkeit der Tiroler Industrie zu verbessern, müssen wir uns eingestehen, dass der Standort Europa ins Hintertreffen geraten ist und wir Gefahr laufen, den Anschluss an die Vereinigten Staaten und Asien zu verlieren. Explodierende Lohnkosten, hohe Energiepreise, vor allem im Vergleich zu den USA, Arbeitskräftemangel, unkontrollierte Zuwanderung und eine Europäische Union, die die Unternehmen lieber mit immer neuen Verordnungen und Gesetzen drangsaliert als sie im globalen Wettbewerb zu unterstützen, setzen die Industrie stark unter Druck. Es darf also niemanden wundern, wenn Betriebe sich nach Alternativen umsehen und neue Investitionen und Produktionserweiterungen nicht mehr auf europäischem Boden tätigen“, fasst Swarovski die negative Entwicklung der letzten Jahre zusammen.

Politik auf dem Holzweg
„Als freiwillige Interessenvertretung der Tiroler Industrie haben wir stets versucht, diesem Abwärtstrend entschlossen entgegenzutreten. Das nützt aber nur bedingt etwas, wenn manche Parteien, anstatt zu einer pragmatischen Wirtschaftspolitik zurückzukehren, die das Wachstum und den Wohlstand fördert, lieber mit realitätsfernen Forderungen, wie der gesetzlichen Verkürzung der Arbeitszeit auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich oder der Einführung neuer Steuern in einem Land mit der dritthöchsten Abgabenquote im EU-Vergleich, die Zukunft des Standortes vorsätzlich gefährden und die derzeit herrschende leistungs- und unternehmerfeindliche Stimmung noch weiter befeuern“, bringt es der scheidende IV-Präsident auf den Punkt.

Forderung nach Paradigmenwechsel
Für Swarovski ist aber klar, dass auf Europas Industrie, und damit auch auf die Tiroler, trotz der derzeitigen Herausforderungen eine gute Zukunft wartet, wenn jetzt die richtigen Entscheidungen getroffen würden und es zu einem Paradigmenwechsel in der Politik kommt. „Wir haben in Europa die besten Voraussetzungen für ein Produktions- und Wirtschaftssystem, das beides kann: den Wohlstand der Bürgerinnen und Bürger zu mehren und dank nachhaltiger und ressourcensparender Produktionsmethoden das Klima zu schützen“, prognostiziert Swarovski. Dies sei aber nur möglich, wenn die Politik mit und nicht gegen die Unternehmen arbeiten würde. „Die engagierten Wirtschaftstreibenden unseres Landes und ihre vielen fleißigen Mitarbeitenden zeigen jeden Tag, was möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen! Die Grundlage für das gute Leben für alle, von dem heutzutage in der Politik und den Medien so viel gesprochen wird, kommt nämlich nicht von irgendwoher. Sie wird jeden Tag in den Fertigungshallen, Büros und Geschäften dieses Landes durch harte Arbeit und fairen Lohn aufs Neue geschaffen. Zuerst muss Wohlstand erzeugt werden, bevor man über seine Verteilung diskutieren kann. Deshalb werden wir uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass sich Leistung in unserem Land, als Grundlage für den gemeinsamen Wohlstand aller Menschen, wieder lohnt“, plädiert Swarovski.

Versöhnliche Worte zu Abschluss
Zum Abschluss seiner Ansprache fand der stets für seine klaren und kritischen Worte bekannte Präsident versöhnliche Worte. Swarovski bedankte sich bei den anwesenden Vertretern der Landespolitik, allen voran Landeshauptmann Anton Mattle, für den wertschätzenden Umgang und die vielen konstruktiven Gespräche, die mit ihm und anderen Mitgliedern der Landeregierung geführt werden konnten. Besonderen Dank sprach der scheidende Präsident den Mitgliedern des Präsidiums, den Funktionärinnen und Funktionären der IV Tirol und vor allem den Mitgliedern der Industriellenvereinigung aus: „Es war mir immer eine große Ehre und Freude, mich für die Interessen der Tiroler Industrie und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einsetzen zu dürfen! Unsere treuen Mitglieder sind das Fundament unseres Handelns. Auch wenn ich nicht mehr an der Spitze der IV stehe, werde ich trotzdem auch in Zukunft nicht müde werden, mich für die Belange der Tiroler Industrie und unserer Betriebe stark zu machen. Danke, dass Sie mir Ihr Vertrauen geschenkt haben. Ich bin mir sicher, dass der neue Präsident der IV Tirol, gemeinsam mit dem Team der Landesgruppe, diesen Auftrag genauso engagiert erfüllen wird”, versprach Swarovski zum Abschluss.