Konjunkturumfrage

IV-Tirol-Geschäftsklimaindex: Tiroler Industriekonjunktur tritt weiter auf der Stelle

Die Konjunkturumfrage der IV Tirol für das erste Quartal 2024 zeigt, dass Tirols Industrie immer noch in einer Rezession steckt. Trotz einer stagnierenden Entwicklung der Geschäftslage gibt es auch eine positive Nachricht: Der Ausblick für die zweite Jahreshälfte verbessert sich. 

Mit einem minimalen Anstieg von 10,00 auf 10,5 Punkte bestätigt der Geschäftsklimaindex der Industriellenvereinigung Tirol die Einschätzungen der großen heimischen Wirtschaftsforschungsinstitute WIFO und IHS zu Beginn des neuen Wirtschaftsjahres: Industrie und Bauwirtschaft befinden sich weiterhin in einer Rezession und kämpfen mit einer Reihe von Herausforderungen, wie einer weiterhin schwachen (inter-)nationalen Nachfrage, hohen Refinanzierungskosten und einer Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit aufgrund explodierender Lohnausgaben durch die hohen Kollektivvertragsabschlüsse des letzten Jahres. Das negative Stimmungsbild des letzten Quartals 2023 setzt sich auch im ersten Jahresviertel 2024 fort: Nur noch 10 Prozent der Tiroler Industrieunternehmen schätzen die derzeitige Geschäftslage als gut ein (Q4/23: 14 %), 51 % (Q4/23: 55 %) bewerten sie als durchschnittlich, und 39 % der Befragten beurteilen die Geschäftslage als schlecht, ganze acht Prozent mehr als im letzten Quartal (Q4/23: 31 %).

 

Geringe Auftragsbestände 

Besorgniserregend ist, dass sich die aktuellen Auftragsbestände im In- und Ausland seit der letzten Befragung durch die Bank verschlechtert haben. Während 67 % der teilnehmenden Unternehmen im letzten Quartal noch von einem durchschnittlichen Auftragsbestand berichteten, sind es in der aktuellen Umfrage nur noch 47 %. 41 % der teilnehmenden Unternehmen bewerten die aktuelle Auftragslage sogar als schlecht, ein Anstieg von 13 % im Vergleich zum 4. Quartal 2023. Bei den Auslandsaufträgen zeigt sich ein ähnliches Bild: 41 % (Q4/23: 65 %) meldeten einen durchschnittlichen Bestand an Auslandsaufträgen, während 44 % (Q4/23: 29 %) die Entwicklung der Aufträge aus dem Ausland als schlecht beurteilten. Doch nicht alle Tiroler Industrieunternehmen sind von dem negativen Trend betroffen. Ein kleiner Anteil der Betriebe berichtet von einer guten Auftragslage: 12 % (Q4/23: 5 %) bei den Inlandsaufträgen und 15 % (Q4/23: 6 %) bei den Auslandsaufträgen. 

 

Verbesserte Stimmung im zweiten Halbjahr 

Trotz der anhaltend durchwachsenen Wirtschaftslage blicken Tirols Industrieunternehmen positiver als in der letzten Befragung in die Zukunft – vor allem in die zweite Jahreshälfte. Die Frage nach der Entwicklung der Produktionstätigkeit in den nächsten drei Monaten beantworten 75 % (Q4/23: 71 %) der Teilnehmenden mit „durchschnittlich“, 19 % (Q4/23: 25 %) schätzen ihre Produktionstätigkeit im nächsten Quartal als „schlecht“ ein, und 6 % (Q4/23: 4 %) rechnen mit einer guten Auslastung in den nächsten drei Monaten. Die Hoffnung, dass Tirols Wirtschaft im Gleichschritt mit dem gesamten Euro-Raum im zweiten Halbjahr wieder an Fahrt aufnimmt, teilt eine größer werdende Anzahl an Befragten: 11 % (Q4/23: 6 %) der Industriebetriebe rechnen mit einer guten Geschäftslage in sechs Monaten, 82 % (Q4/23: 44 %) mit einer durchschnittlichen Entwicklung des konjunkturellen Umfeldes und nur mehr 7 % (Q4/23: 50 %) gehen von einer Verschlechterung der Geschäftslage in sechs Monaten aus, ein Rückgang von 43 % im Vergleich zum 4. Quartal 2023! Ein klares Zeichen dafür, dass sich die Stimmung in der Tiroler Industrie langsam verbessert, auch wenn die Erholung von vielen Faktoren, wie der Senkung des EZB-Leitzinssatzes im Laufe des Jahres oder dem Ende der militärischen Eskalation im Nahen Osten abhängt. 

 

Angeschlagene Wettbewerbsfähigkeit reparieren 

„Unsere aktuelle Konjunkturbefragung zeigt einmal mehr, dass sofort Maßnahmen initiiert werden müssen, die die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrieunternehmen wiederherstellen, wenn wir nicht wollen, dass Wohlstand und Arbeitsplätze verloren gehen“, kommentiert IV-Tirol-Präsident Christoph Swarovski die aktuelle Umfrage zur Geschäftslage. Doch leider ist die Politik weiterhin säumig und hat anscheinend den Ernst der Lage noch nicht erkannt: „Anstatt die Einführung neuer Steuern zu fordern und immer wieder die Diskussion um die Reduktion der Wochenarbeitszeit auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich anzufachen – beides Forderungen, die die Zukunft des ohnehin schon angeschlagenen Industriestandorts weiter gefährden – braucht es eine Entlastungsoffensive in Form einer deutlichen Senkung der im Europavergleich aktuell viel zu hohen Abgabenlast in Österreich von 43 auf mindestens 40 Prozent“, mahnt Swarovski ein. Die Senkung der Lohnnebenkosten würde nach Ansicht Swarovskis nicht nur die Konkurrenzfähigkeit der Betriebe stärken, sondern auch die vielen fleißigen Mitarbeitenden entlasten, denen so endlich mehr Netto vom Brutto übrigbleiben würde. 

 

Handlungsbedarf besteht auch beim Thema bürokratische Belastung: „Europas Bürokratiedschungel muss beseitigt werden, um unsere Unternehmen wieder handlungsfähig zu machen. Vermeintliche Leuchtturmprojekte auf EU-Ebene, wie der European Green Deal oder das EU-Lieferkettengesetz, haben sich von gut gemeinten Initiativen zu echten Wachstumshindernissen und Bürokratiemonstern entwickelt. In Zeiten, in denen Europa wirtschaftlich den Anschluss an die Vereinigten Staaten und Asien verliert, müssen viele EU-Gesetze und -Verordnungen, die die Wirtschaft lähmen, überdacht und im Sinne der Verbesserung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit neugestaltet werden“, sagt Swarovski. „Die Tiroler Industrie ist und war immer schon ein Garant für Wohlstand und sichere Arbeitsplätze. Dieser wichtigen Aufgabe wollen die Tiroler Industrieunternehmen auch in Zukunft nachkommen. Die Politik ist nun gefordert, endlich die Rahmenbedingungen zu schaffen, dank derer unsere Betriebe wieder wachsen und ihren Beitrag zur positiven Entwicklung unserer Gesellschaft leisten können!“, gibt IV-Tirol-Präsident Swarovski abschließend zu bedenken.

Geschäftsklimaindex Grafik