Konjunkturumfrage

Tiroler Industriekonjunktur: Erste Anzeichen einer Stabilisierung der Wirtschaftslage

Die Konjunkturumfrage der IV Tirol für das 4. Quartal 2023 zeigt eine leichte Verbesserung in der Geschäftslage, jedoch bleibt das wirtschaftliche Gesamtumfeld für die Tiroler Industrie angesichts der anhaltenden Rezession und gesunkenen Wettbewerbsfähigkeit herausfordernd.

Der Geschäftsklimaindex der Industriellenvereinigung deutet auf eine leichte Stabilisierung der konjunkturellen Lage in der Tiroler Industrie hin: Nachdem das Stimmungsbarometer im 3. Quartal auf 5 Punkte gefallen war, erreicht der Industrie-Konjunkturindex in der Befragung für das 4. Quartal 2023 10 Punkte. Dies spiegelt sich auch in der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage in der Tiroler Industrie wider: 14 % der befragten Industrieunternehmen bewerten die derzeitige Geschäftslage als gut – ein Anstieg von 4 Prozentpunkten gegenüber dem 3. Quartal (Q3: 10 %). Trotz der leichten Verbesserung bleibt die konjunkturelle Lage in der Tiroler Industrie aufgrund der anhaltenden Rezession, der gesunkenen Wettbewerbsfähigkeit infolge hoher Lohnabschlüsse und geopolitischer Unsicherheiten angespannt: 31 % der teilnehmenden Industriebetriebe schätzen ihre wirtschaftliche Lage als schlecht ein (Q3: 34 %), 55 % bewerten sie als durchschnittlich (Q3: 56 %).

 Weiterhin unsichere Auftragslage

 Gemischte Signale gibt es vonseiten der Unternehmen bezüglich der aktuellen Auftragsbestände: Nur mehr 5 % der befragten Industriebetriebe haben derzeit einen guten Auftragsbestand (Q3: 10 %), 28 % beurteilen den Auftragsbestand als schlecht (Q3: 40 %). Bei den Auslandsaufträgen zeigt sich ein sehr ähnliches Bild. 6 % der Unternehmen bewerten ihre Auslandsaufträge als gut (Q3: 6 %), 29 % erwarten eine Verschlechterung der Auftragseingänge ausländischer Kunden (Q3: 42 %). In beiden Fällen steigen die durchschnittlichen Beurteilungen der Auftragsbestände, was auf eine stagnierende Entwicklung hinweisen könnte: 67 % der befragten Industriemanager stufen ihre Auftragslage im Inland als durchschnittlich ein (Q3: 50 %); bei den Auslandsaufträgen sind es 65 % (Q3: 52 %). Es bleibt abzuwarten, wie sich die Auslandsaufträge aufgrund der gestiegenen Lohnstückkosten infolge der hohen Kollektivvertragsabschlüsse, in manchen Branchen jenseits der 10 Prozent, entwickeln werden.

 Ausblick auf die Zukunft verbessert sich leicht

 Leicht verbessert hat sich indes die Einschätzung der Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten: Während im 3. Quartal keines der befragten Unternehmen (Q3: 0 %) von einer guten Geschäftslage im nächsten halben Jahr ausging, rechnen in der Befragung für das 4. Quartal zumindest 6 % mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Dynamik. 44 % schätzen, dass sich die Geschäftslage ihres Unternehmens durchschnittlich entwickeln wird (Q3: 37 %), „nur“ mehr 50 % glauben, dass sich die konjunkturelle Lage weiter verschlechtern wird, im Vergleich zu 63 % der Befragten im 3. Quartal 2023. Diese Einschätzung deckt sich mit den aktuellen Prognosen der wichtigsten Wirtschaftsforschungsinstitute im Land, die von einer Stagnation der Wirtschaftsleistung in der Industrie für das Jahr 2024 ausgehen.

 Industrie fordert Entlastungsoffensive

 In Anbetracht eines weiteren durchwachsenen Quartals für die Tiroler Industrie fordert IV-Tirol-Präsident Christoph Swarovski ein sofortiges Gegensteuern vonseiten der Politik: „Es bedarf vordringlich Initiativen, die uns in unserer Wettbewerbsfähigkeit stärken. Dazu muss die Politik insbesondere das Thema „Leistung und damit Voll- statt Teilzeitarbeit“ in den Fokus ihrer Arbeit rücken“. „Nach den Rekordabschlüssen bei den Kollektivvertragsverhandlungen, die es für unsere Betriebe aufgrund der gestiegenen Lohnstückkosten immer schwieriger machen, sich gegen die internationale Konkurrenz zu behaupten, braucht es eine Entlastungsoffensive in Form einer merklichen Senkung der Abgabenlast“, konkretisiert Swarovski. Einsparungspotenzial gäbe es nach Ansicht Swarovskis bei den Lohnnebenkosten. Der Präsident der IV Tirol begrüßt deshalb den Vorschlag von Bundeskanzler Nehammer, die Lohnnebenkosten bis 2030 jährlich um 0,5 Prozent zu senken.

Auch im Bereich der Energiekosten muss die schwarz-grüne Regierung nachbessern: Um dem drohenden eklatanten Wettbewerbsnachteil für heimische Industriebetriebe entgegenzuwirken, fordert der Industrievertreter die Ausweitung und Verlängerung des Modells der Strompreiskompensation bis 2030. Damit soll die heimische Industrie insbesondere für die Herausforderungen hoher CO2- und Energiepreise Unterstützung erhalten. „Diese Maßnahmen sind wesentliche Elemente zur Stärkung unserer Wirtschaft und zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen“, fügt Swarovski hinzu. „Es ist jetzt an der Zeit, mutige Schritte zu unternehmen, um die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen, in der die Tiroler Industrie weiterhin ein Garant für Wohlstand und sichere Arbeitsplätze sein kann“, so Swarovski abschließend.