Konjunkturumfrage

Tiroler Industriekonjunktur: Wirtschaftslage in der Industrie verschlechtert sich rapide

Nach einer positiven Überraschung im ersten Jahresviertel rasselt der Geschäftsklimaindex* der Industriellenvereinigung Tirol von 40,50 Punkten in der Konjunkturerhebung für das 2. Quartal auf besorgniserregende 19,50 Zähler herunter.

Während die Stimmung im ersten Quartal des Jahres noch von einem positiven Ausblick auf die nächsten Monate geprägt war, trübt sich der wirtschaftliche Ausblick auf die zweite Hälfte des Geschäftsjahres 2023 in der Tiroler Industrie stark ein. Nur noch 38 % der befragten Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage als gut, ein Rückgang um 16 % im Vergleich zum ersten Quartal. 54 % beurteilen sie als durchschnittlich und 8 % schätzen sie als schlecht ein.

Vorzeichen einer Industrierezession

Tirols Industrielle blicken besorgt in die Zukunft. Es mehren sich die Vorzeichen einer Rezession in der Tiroler Industrie: 24 % der Befragten bewerten die Auftragslage ihrer Unternehmen als schlecht, ein massiver Anstieg von 22 % im Vergleich zum ersten Jahresviertel. 43 % schätzen die Auftragslage als gut ein (57 % im Q1); 33 % (41 % im Q1) bewerten sie als durchschnittlich. Ein negatives Stimmungsbild, das sich auch bei der Evaluierung der Produktionstätigkeit in den nächsten drei Monaten und dem Ausblick der Geschäftslage in sechs Monaten wiederholt. Nur 4% schätzen ihre zukünftige Produktionstätigkeit als gut ein, während 39 % sie als rückläufig bewerten – ein Anstieg um 36 % innerhalb von nur drei Monaten! Alarmierend ist die Einschätzung der Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten: Nur 1 % der befragten Industrieunternehmen glaubt daran, dass sich ihr Geschäft im nächsten Halbjahr positiv entwickeln wird. 67 % rechnen mit einer durchschnittlichen Geschäftslage, 32 % der befragten Personen kalkulieren mit einem sich verschlechternden wirtschaftlichen Umfeld in der zweiten Jahreshälfte.

Aktives Gegensteuern gefordert

„Die aktuelle Konjunkturbefragung bestätigt unsere Sorge, dass Tirols Industrie und Wirtschaft in den nächsten Monaten einem zunehmenden Rezessionsdruck ausgesetzt werden”, fasst IV-Tirol-Präsident Swarovski zusammen. „Nach einer kurzen Verschnaufpause müssen sich Tirols Industrieunternehmen auf die nächste schwierige Phase vorbereiten. Was es jetzt braucht, ist eine merkliche Entlastung der Unternehmen mit dem Ziel, unsere im internationalen Vergleich massiv in Mitleidenschaft gezogene Wettbewerbsfähigkeit wieder zu stärken. Dazu zählt auch eine Senkung der viel zu hohen Lohnnebenkosten”, so Swarovski weiter. Das helfe nicht nur den Betrieben, sondern auch den Mitarbeitenden, die sich dadurch endlich wieder mehr leisten könnten. Der Präsident mahnt, dass aufgrund der sich verschlechternden Konjunkturlage die Lohnverhandlungen in diesem Jahr mit Augenmaß geführt werden müssen. Es helfe schließlich niemandem, wenn Unternehmen aufgrund des Einbruchs in ihrer Geschäftstätigkeit und der massiven Steigerung von Lohnkosten durch hohe Abschlüsse gezwungen würden, ihre Mitarbeiterzahl zu verringern.

Anreize für Investitionen schaffen

„Auch die immer noch zu hohen Energiepreise belasten weiterhin unsere Unternehmen. Hier muss eine Lösung gefunden werden, die die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber unseren Nachbarländern wiederherstellt”, fordert Swarovski. Die Industrie warte immer noch darauf, dass die Beantragung des Energiekostenzuschusses II endlich möglich wird. „Darüber hinaus wäre es wünschenswert, wenn bewährte Förderungsinstrumente, wie beispielsweise die aws Investitionsprämie, wieder eingeführt werden, um positive Anreize für betriebliche Investitionen zu schaffen, um damit dem Abschwung unserer Konjunktur entgegenzuwirken“, merkt Swarovski abschließend an.

IV-Tirol-Geschäftsführer Michael Mairhofer im Tirol heute Interview:

EZB-Politik-trifft-Tiroler-Wirtschaft-hart

*) Der Geschäftsklimaindex ist der Mittelwert der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage und der in sechs Monaten erwarteten.

Grafik zum Geschäftsklimaindex