Zwei junge Personen blicken auf ein technisches Gerät

Die Lichtblicke des Jahres 2022

Junge Talente, Innovation, grüne Transformation: Im Jahr der multiplen Krisen gab es auch gute Nachrichten.

2022 wollte ein gutes Jahr werden. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie ein erstes Aufatmen Aufschwung. Aufbruchsstimmung. Bekanntermaßen kam es anders. Dass Russland tatsächlich in die Ukraine einmarschiert, wurde lang für unwahrscheinlich gehalten. Passiert ist es trotzdem und kaum jemand hätte zu diese Zeitpunkt gedacht, dass der Krieg diese Ausmaße menschlichen Leids und wirtschaftlicher Folgen annehmen würde. Beinahe im Wochentakt trübten sich im Laufe des Jahres die Konjunkturaussichten ein. Inflation, Energiepreise – es sind unangenehme Werte, die stetig steigen. Bei all dem Schatten kann man sie leicht übersehen: die guten Nachrichten.

Land der Talente

In Österreich herrscht beinahe Vollbeschäftigung. Ende Oktober 2022 waren rund 319.000 Personen beim AMS als arbeitslos oder in Schulung registriert – laut AMS die niedrigste Oktoberarbeitslosenquote seit 14 Jahren. So erfreulich das ist, es hat auch eine Schattenseite, die fast alle Unternehmen spüren: Wir haben zu wenige Arbeitskräfte. Besonders deutlich wird das bei den Lehrlingen. Den knapp 10.500 sofort verfügbaren offenen Lehrstellen standen im Oktober etwa 7.000 Lehrstellensuchende gegenüber.

Die gute Nachricht ist aber, dass es gerade bei den Lehrlingen zuletzt wieder einen guten Anstieg gab – bei den Neueinsteigern in die duale Berufsausbildung lagen die Zahlen zuletzt sogar über dem Niveau vor der Pandemie. 32.405 junge Menschen haben von Jänner bis Ende Oktober 2022 eine Lehrausbildung begonnen – um 7,8 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Einzelne Branchen verzeichneten sogar zweistellige Zuwächse, etwa der Tourismus mit plus 26 Prozent oder Industrie, Banken, Versicherungen und IT mit je plus 33 Prozent. Um den positiven Trend aufrechtzuerhalten, hat das Wirtschaftsministerium für das kommende Jahr das Budget für die Lehre um 40 auf 270 Millionen Euro aufgestockt.

Und auch sonst gab es für den geplagten Arbeitsmarkt gute Entwicklungen: Die “Kindergartenmilliarde” (15a-Vereinbarung) soll die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern und bringt in den nächsten fünf Jahren deutlich mehr Budget für einen besseren Betreuungsschlüssel und längere Öffnungszeiten. Die Reform der Rot- Weiß-Rot-Karte ist ein erster Schritt, um qualifizierte Zuwanderung nach Österreich zu erleichtern und bereits im Vorjahr ist außerdem das Antrittsalter bei Pensionen gestiegen –im Schnitt vorerst nur um ein halbes Jahr, aber auf jeden Fall die richtige Richtung nach Jahren der Stagnation.

Auch auf der Seite der in Österreich nach wie vor vergleichsweise hohen Arbeitskosten hat sich etwas getan: die Lohnnebenkosten konnten – auch durch Initiativen der IV – seit 2014 kumuliert um 1,25 Prozent gesenkt werden. Der wohl größte Wurf heuer war aber die Abschaffung der kalten Progression, die für die Menschen bis 2026 eine Entlastung in der Höhe von insgesamt 16,5 Milliarden Euro bringt und das Zeug hat, am Arbeitsmarkt zusätzliche Potenziale zu wecken – eine langjährige Forderung der IV ist damit endlich umgesetzt. Die IV präsentierte im Herbst darüber hinaus ein umfangreiches Maßnahmenpaket unter dem Titel “Leistung muss sich (wieder) lohnen”, mit dem es noch besser gelingen würde, ungehobene Potenziale am Arbeitsmarkt zu nutzen.

Energieturbo

Die Energiekrise bringt österreichische und europäische Unternehmen in eine dramatische Situation für die es dringend temporäre Maßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene braucht. Bei all dem Schatten gibt es im Bereich Energie und Klima heuer aber auch gute Nachrichten: Unter dem Druck der hohen Kosten und der Aussicht auf Lieferausfälle ist es Österreich in wenigen Monaten gelungen, die Abhängigkeit von Gas aus Russland von rund 80 Prozent auf rund 20 Prozent zu reduzieren. Noch besser ist natürlich die zumindest mittelfristige Reduktion der Abhängigkeit von Gas, egal welcher Herkunft: Etwa durch die Wasserstoff-Strategie, die heuer auf den Weg gebracht wurde und den Aufbau von Elektrolyseanlagen in der Größenordnung von einem Gigawatt vorsieht.

Die Transformationsoffensive der österreichischen Regierung unterstützt die grüne und digitale Transformation der heimischen Industrie mit 5,7 Milliarden Euro bis 2030. Die Pflöcke für die finanzielle Absicherung dieser Investitionen in die Zukunft sind damit eingeschlagen – jetzt müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit wir rasch ins Tun kommen können. Dazu braucht es natürlich auch eine Menge erneuerbarer Energie, deren Ausbau durch eine Beschleunigung der Verfahren auch in Österreich bald einfacher werden dürfte. 2021 haben Wind und Solar übrigens erstmals gemeinsam die Marke von zehn Prozent der globalen Energieproduktion überschritten. Zehn Jahre davor waren es weniger als ein Prozent, den die beiden erneuerbaren Energieträger ausgemacht haben. In Europa stammt heuer gar bereits ein Viertel der Elektrizität aus Solar und Windkraft.

Musterschüler

Investitionen in Bildung sind immer Investitionen in eine bessere Zukunft. Gerade hinsichtlich der Digitalisierung und MINT ist in diesem Bereich heuer einiges gelungen: Mit dem aktuellen Schuljahr startete 2022 an den Mittelschulen und AHS-Unterstufen das neue Schulfach “Digitale Grundbildung”, in dem es um den richtigen Umgang mit digitalen Medien geht. Die IV unterstützt die MINT-Bildung als Partner erster Stunde auch die neu ins Leben gerufene MINTality Stiftung, die sich dafür einsetzt, junge Menschen und vor allem Mädchen für diese Fächer zu begeistern, ihr Interesse zu wecken und dieses bis zur Berufsentscheidung aufrechtzuerhalten.

Die Schullehrpläne werden grundsätzlich überarbeitet und Wirtschaftsthemen stärker in den Unterricht integriert. Das Schuljahr 2023/24 soll schließlich noch mehr vernetztes Unterrichten bringen, mehr Wirtschaftsinhalte in Geografie und Wirtschaftsbildung sowie das neue Fach “Technik & Design”. Die IV hat bereits heuer gemeinsam mit der Stiftung Wirtschaftsbildung ein Pilotprojekt zur Wirtschaftsbildung an 30 Schulen gestartet, 30 weitere folgen nächstes Jahr. Die Kinder und Jugendlichen lernen sich als Teil der Wirtschaft und die Wirtschaft als Teil der Gesellschaft zu begreifen. Auf wirtschaft-erleben.at werden Unterrichtsmaterialien für alle Schulen in Österreich kostenlos angeboten, das Angebot wird stetig erweitert und verbessert.

Made in Austria

Als Exportnation ist Österreich zu Recht stolz darauf, dass heimische Leistungen weltweit geschätzt werden. Heuer ist das Schlaglicht internationaler Aufmerksamkeit ganz besonders auf unsere wissenschaftliche Leistung gefallen: mit der Verleihung des Nobelpreises an den renommierten Quantenphysiker Anton Zeilinger. Das gute Image österreichischer Leistungen und Produkte ist ungebrochen, wie auch die positive Entwicklung des Außenhandels heuer wieder deutlich zeigte. In den ersten acht Monaten des Jahres ist der Gesamtwert der Exporte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18,1 Prozent auf 126,19 Milliarden Euro gestiegen.

Die Nachfrage nach österreichischen Gütern auf internationalen Märkten ist also hoch – ein guter Moment, um die Handelsbeziehungen mit gestärkten Partnerschaften und neuen Abkommen weiter auszubauen. Bei der Entwicklung neuer Produkte und Innovationen sind Österreicher jedenfalls unter den Top-Nationen, wenn man einen Blick auf das European Innovation Scoreboard der europäischen Kommission wirft. Österreich hat sich in Bezug auf geistiges Eigentum heuer auf den ersten Platz in der EU katapultiert. Kein anderes Land in der EU meldet gemessen am BIP so viele Patente, Marken und Designs an. Insgesamt landete Österreich auf einem soliden Platz acht und findet sich damit in der Gruppe der “Strong Innovators”.

“Made in Austria” war heuer auch eine ungebrochene Solidaritäts- und Unterstützungswelle der heimischen Gesellschaft und Unternehmen für Menschen aus der Ukraine. Alleine über die von der IV ins Leben gerufene Aktion “Industrie hilft” sind bereits mehr als sechs Millionen Euro an Geldspenden zusammengekommen, zahlreiche Betriebe haben Sachspenden geleistet und Unterkünfte für durch den Krieg Vertriebene bereitgestellt.