IV-Meinung: Der Standort braucht Energie

Ein umfassendes Konzept für den Notfall und ein Energiemasterplan sind alternativlos.

Das standort- und energiepolitische Zukunftsszenario lässt sich in wenigen Worten beschreiben: Fließen nur mehr reduzierte Mengen oder garkein Gas mehr nach Europa und Österreich, dann befinden wir uns in einer Krise, wie wir sie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr erlebt haben. Inklusive massiver Konsequenzen fürWertschöpfung, Arbeitsplätze und Lebensbedingungen in Österreich. Da reicht es nicht, wenn die Regierung die Entwicklung nur beobachtet. Und da ist es vollkommen inakzeptabel, wenn sich manche über den vermeintlichen Turbo-Effekt der Versorgungskrise für das Projekt der Energiewende freuen. Österreich muss den Tatsachen ins Auge sehen: 1. Der Standort braucht

für Wertschöpfung und Arbeit Energie. 2. Gas aus Russland ist kurz- und mittelfristig definitiv nicht vollständig substituierbar. 3. Die Klima- und Energiewende kann nur als Transformationsprozess mit der und nicht gegen die Wirtschaft gelingen. Was Österreich jetzt (endlich) braucht, sind einkurzfristiger Notfall- und ein mittelfristiger Energie-Masterplan. Kurzfristig gilt: Ein Gaslieferstopp muss auf jeden Fall vermieden werden. Wenn es zu einer Energiemangellage kommt, braucht es klare Prioritäten auch im Interesse des Standorts und seiner Arbeitsplätze. Österreich muss alle Hebel in Bewegung setzen,damit die Industriebetriebe nicht Opfer der Krise werden. Mittelfristig geht es darum, das Projekt der Klima- und Energiewende endlich ökonomisch zu denken, weil die Auswirkungen auf alle Bereiche gravierend sein werden. Moderne Energiepolitik muss Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit gleichermaßen berücksichtigen. Sonst können ehrgeizige, aber grundsätzlich richtige Ziele nicht erreicht werden. Strategien, wie etwa die präsentierte Wasserstoff-Strategie sind erste Schritte, die rasch konkretisiert und in die Realität umgesetzt werden müssen. Wenn wir bis 2030 100 Prozent des elektrischen Stroms aus erneuerbarer Energie beziehen wollen, dann muss der Startschuss jetzt fallen – und nicht irgendwann.

Wir müssen endlich vom Reden und Analysieren ins strategisch fundierte Tun kommen. Mit der Änderung des Gaswirtschaftsgesetzes und der Novelle des Energielenkungsgesetzes haben Bundesregierung und Nationalrat erste Schritte in Richtung Rechtssicherheit gesetzt. Aber ohne klares Notfallkonzept und ohne einen ökonomisch abgesicherten Energie-Masterplan steht unsere Energiezukunft auf mehr als wackeligen Beinen. Das können und dürfen wir uns im Interesse von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen in Österreich nicht leisten.