Betriebliche Kinderbetreuung in Tirol

Vergangenen Freitag wurde die neue Broschüre „Möglichkeiten der betrieblichen Kinderbetreuung“, eine gemeinsame Initiative der Industriellenvereinigung Tirol, der Wirtschaftskammer Tirol und dem Land Tirol, vorgestellt.

Die Broschüre ist ein wichtiger Schritt, um interessierte Unternehmen bei der Einrichtung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten zu unterstützen und beinhaltet umfassende Informationen zu verschiedenen Modellen, rechtlichen Anforderungen und Fördermöglichkeiten.

Hochwertige Kinderbetreuung als Standortfaktor

Der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen in Tirol ist ein entscheidender Schritt, um das Wohlergehen von Familien zu fördern und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Hochwertige, leistbare und vor allem ganztägige Kinderbetreuung wird zu einem immer wichtigeren Standortfaktor für Tirols Industrie und Wirtschaft. Sie erlaubt Eltern, früher auf den Arbeitsmarkt zurückzukehren – ein wichtiger Schritt, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Kindergärten sind auch genau der richtige Ort, um unsere Kinder mit altersgerechten Bildungsangeboten gut auf die Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt von morgen vorzubereiten und sie schon in jungen Jahren für die MINT-Fächer zu begeistern“, wie IV-Tirol-Präsident Christoph Swarovski betont.

Betriebliche Kinderbetreuung als Ergänzung zur öffentlichen Kinderbetreuung

Die betriebliche Kinderbetreuung ist ein zusätzliches Angebot, das die öffentliche Kinderbetreuung ergänzen soll. „Um das Angebot einer ganztägigen und ganzjährigen Kinderbildung und Kinderbetreuung zu ermöglichen, soll der Bedarf auch durch gemeinde- und betriebsübergreifende Kooperationen bestmöglich abgedeckt werden. Deshalb wollen wir durch verschiedene Fördermöglichkeiten für die Einrichtungen noch mehr Betriebe dazu motivieren, eigene Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsangebote zu schaffen und die Gemeinden bei Kooperationen unterstützen“, erklärt Bildungslandesrätin Cornelia Hagele.

Kinderbetreuung im Einklang mit Lebens- und Arbeitsrealität

Es ist wichtig zu betonen, dass die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung nach wie vor bei der öffentlichen Hand liegt: „Nur wenn eine an die Lebens- und Arbeitsrealität angepasste Kinderbetreuung gegeben ist, arbeiten die Menschen gerne und gut. Kinderbetreuungseinrichtungen müssen ‚nah‘ am Menschen sein. Sie müssen Sicherheit garantieren, leistbar bleiben und den Eltern vermitteln, dass ihr Nachwuchs in guten Händen ist. Für die Gesellschaft, den Wirtschaftsstandort und die Wettbewerbsfähigkeit ist eine gute Kinderbetreuung und -bildung sehr wichtig. Nicht jeder Betrieb hat die Größe und die Mittel, einen Betriebskindergarten einzurichten – zumal das Netz der kommunalen Einrichtungen in Tirol ein sehr engmaschiges ist. Hier birgt sich das Potential von Zusammenschlüssen mehrerer Betriebe und Gemeinden. Dort, wo Betriebskindergärten existieren, kann man von Erfolgsgeschichten sprechen“, bringt Edi Fröschl Junior, JI-Tirol-Vorstand, die Sichtweise der Jungen Industrie auf den Punkt.

Eine pädagogische Fachkraft löst 3,6 Beschäftigungsverhältnisse aus

Eine von der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung durchgeführte Studie im Auftrag des Landes Tirol hat gezeigt, dass Kinderbetreuungseinrichtungen nicht nur positive Auswirkungen auf Beschäftigte, Familien und Unternehmen haben, sondern auch einen erheblichen Beitrag zur Tiroler Wirtschaft leisten. Die Kinderbetreuung im Jahr 2022/23 hat dazu beigetragen, dass über alle Wirtschaftszweige hinweg mehr als 20.600 Beschäftigungen geschaffen wurden. Pro Pädagogin oder Pädagogen werden damit durchschnittlich 3,6 Arbeitsplätze generiert. Dies trägt indirekt zu einer Wirtschaftsleistung von über 650 Millionen Euro bei, die sich aus den Einkommen der Erwerbstätigen und deren Konsumausgaben zusammensetzt. Etwa 330 Millionen Euro davon fließen durch Steuern und Abgaben wieder an die öffentliche Hand zurück. Die Fördermittel des Landes Tirol in Höhe von etwa 106 Millionen Euro im Kinderbetreuungsjahr 2022/23 haben zusätzliche positive Effekte auf die regionale Wirtschaft. Diese Mittel haben zu einer Bruttowertschöpfung von knapp 150 Millionen Euro, einem Anstieg der Einkommen der Beschäftigten um mehr als 110 Millionen Euro und einem Beschäftigungseffekt von rund 2.700 Vollzeitäquivalenten geführt. Dabei fließen etwa 85 Millionen Euro durch Sozialversicherungsbeiträge und anteilige Lohnsteuern zurück.

Link: Modelle der betrieblichen Kinderbetreuung