Einheitlicher Stromnetztarif? Nicht auf Kosten der Tiroler Industrie

Ein nationaler Einheitstarif für Stromnetze gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit der Tiroler Industrie. Regionen wie Tirol, die frühzeitig und effizient in ihre Netzinfrastruktur investiert haben, dürfen nicht durch nachträgliche Umverteilung bestraft werden. Die IV Tirol fordert eine faire, standortgerechte Lösung.

Ein österreichweiter Stromnetztarif klingt auf den ersten Blick nach Ausgleich. In der Praxis würde er jedoch jene Regionen benachteiligen, die ihre Hausaufgaben bereits gemacht haben. Tirol zählt zu den Bundesländern, die frühzeitig in leistungsfähige, zukunftssichere Netzinfrastruktur investiert haben – unter anspruchsvollen topografischen Bedingungen. Finanziert wurden diese Maßnahmen von den Netzkunden vor Ort. Eine nachträgliche Umverteilung käme einer doppelten Belastung gleich und entwertet den strategischen Weitblick der Vergangenheit.

Effizientes Wirtschaften braucht Anreize

Einheitliche Netztarife untergraben zentrale Effizienzanreize: Wer heute wie damals vorausschauend plant und investiert, sollte morgen nicht dafür bestraft werden. Ein zentralistisch organisierter Kostenausgleich nimmt Regionen wie Tirol die Motivation, weiter kosteneffizient und bedarfsgerecht zu investieren. Unterschiedliche regionale Anforderungen erfordern maßgeschneiderte Lösungen – keine Vereinheitlichung um jeden Preis.

Tirols überdurchschnittlicher Beitrag

Die Tiroler Industrie ist auf stabile und wettbewerbsfähige Energiepreise angewiesen. Bereits heute leistet Tirol einen überdurchschnittlichen Beitrag zur nationalen Energiewende – durch den Ausbau der Wasserkraft, durch hohe Versorgungsqualität und durch bereits bestehende Fördermechanismen. Auch die Ökostrompauschale, die von allen Kundinnen und Kunden gleichermaßen bezahlt wird, kommt aktuell hauptsächlich Projekten in anderen Bundesländern zugute – insbesondere dem Ausbau von Wind- und PV-Anlagen im Osten Österreichs.

Anreize schaffen statt Erfolg umverteilen

Die Energiewende ist ein gesamtgesellschaftliches Ziel – aber sie darf nicht zur wirtschaftlichen Einbahnstraße für einzelne Regionen werden. Tirol leistet bereits überdurchschnittlich viel: durch stabile Infrastruktur, durch Versorgungssicherheit aus Wasserkraft und durch finanzielle Beiträge im Fördersystem. Was es jetzt braucht, ist kein Ausgleich um jeden Preis, sondern ein System, das Unterschiede anerkennt, Leistungen wertschätzt und künftige Investitionen nicht durch Umverteilung entmutigt. Die IV Tirol setzt sich daher für eine dezentral gedachte, fair finanzierte und marktwirtschaftlich organisierte Lösung ein – im Interesse der Unternehmen, ihrer Beschäftigten und der Bevölkerung, die diesen Weg mitträgt und mitfinanziert. Denn: Pauschale Modelle nach dem Gießkannenprinzip führen in die Sackgasse. Standortpolitik muss Anreize setzen – nicht Erfolge umverteilen.