Energiewende - Schaffen wir das noch?

Am 17. Januar 2024 luden das Management Center Innsbruck und die Industriellenvereinigung Tirol zur gemeinsamen Veranstaltung „Energiewende – Schaffen wir das noch?“ ein. 

Organisator war das „Forum Technologie & Life Sciences“, eine hochkarätige Wissens- und Diskussionsplattform für die verantwortungsvolle Gestaltung unserer Zukunft, unter der Leitung von Michael Kraxner.

Mut, Zuversicht und Innovationsgeist für die Energiewende

Mehr als 300 Studierende, Alumni, Forschende, Lehrende, Unternehmer und Interessierte folgten der Einladung und beteiligten sich lebhaft am anschließenden Austausch über das Thema Energiewende. Andreas Altmann, Rektor des MCI, und Anton Mattle, Landeshauptmann von Tirol, eröffneten die Veranstaltung. Altmann betonte, dass die Energiewende nicht nur Verzicht bedeute, sondern mit Mut, Zuversicht und Innovationsgeist konstruktiv umgesetzt werden müsse. Mattle erklärte, dass Tirol eine große Chance habe, die Energiewende zu schaffen, wenn man sich auf die regionalen Potenziale konzentriere. Er nannte Biomasse, Photovoltaik und Wasserkraft als die wichtigsten Energiequellen für Tirol, während Windkraft nur eine geringe Rolle spiele.

Schlüsselfaktor Wasserkraft für die Energieversorgung Tirols

Anschließend referierten vier Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen des Energiesektors über ihre Sichtweisen und Erfahrungen zur Energiewende. Alexander Speckle, Vorstandsmitglied der TIWAG, sprach über den Beitrag der Wasserkraft für das Gelingen der Energiewende. Er plädierte für den Ausbau der Wasserkraft in Tirol, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Speckle betonte die Bedeutung des Netzausbaus und der Speichermöglichkeiten, insbesondere der Pumpspeicherkraftwerke, um die Energieversorgung Tirols zu garantieren. Anhand von Daten, belegte er die Stromlücke in Österreich und welche Ausbauziele für die erneuerbaren Energien bis 2023 bestanden. Er erläuterte die Tiroler Energiestrategie für 2050, die eine Halbierung des Energieverbrauchs und eine vollständige Deckung des Energiebedarfs aus erneuerbarer Energie vorsieht.

Speicherung - ein wichtiger Baustein mit technischen Herausforderungen

Angela Hofmann, Professorin für Verfahrens- und Energietechnik am MCI und Mitautorin der Studie „TIROL 2050 – Unser Land wird energieautonom“, thematisierte die politischen Ziele und technischen Möglichkeiten für die Energiewende. Sie appellierte, dass es Speicherung brauche, um die Schwankungen der erneuerbaren Energien auszugleichen. Die Professorin nannte Wasserstoff und synthetisches Erdgas als mögliche Speichermedien, wies aber auch auf die hohen Energieverluste und Kosten hin. Sie prognostizierte, dass durch Dämmung und neues Bauen, bis 2050 der Nutzenergiebedarf um 12% sinken werde. Hofmann verdeutlichte, dass alle erneuerbaren Energieformen und -träger genutzt werden müssen, um die Energiewende zu schaffen. Sie lobte die Industrie als Vorreiter, die bereits auf Energieeffizienz, auch aus ökonomischen Gründen, setze.

Wasserstoff eine treibende Kraft für die Energiewende

Martin Mühlbacher, Standortleiter und Vice President Operations von INNIO Jenbacher, präsentierte die Rolle von Wasserstoff als treibende Kraft der Energiewende. „INNIO Jenbacher ist ein Großmotorenhersteller, der bereits heute eine grüne Brücke in die Zukunft baut“, so Mühlbacher. Er stellte Projekte vor, bei denen Jenbacher Wasserstoffmotoren zum Einsatz kommen, um beispielsweise ein Datacenter in Eindhoven zu betreiben und die Strom- und Wärmeerzeugung von Kiel zu gewährleisten. Mühlbacher erklärte, dass Wasserstoffmotoren flexible und effiziente Lösungen seien, um erneuerbare Energien zu integrieren und Emissionen zu reduzieren.

Energieeffizienz als ökologische und ökonomische Notwendigkeit

Max Kloger, Geschäftsführender Gesellschafter von TRM und Vizepräsident der IV Tirol, diskutierte die Chancen und Herausforderungen von energieintensiven Betrieben. Denn Energieeffizienz sei nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ökonomische Frage. Er berichtete von den Maßnahmen, die TRM ergriffen hat, um den Energieverbrauch zu senken und die Energiequalität zu verbessern. Bei der TRM wurde die Energieeffizienz mit Hilfe von innovativen Konzepten, wie Abwärmenutzung und Energieoptimierung gesteigert. Kloger forderte zudem eine bessere Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, um die Energiewende zu ermöglichen.

An die Vorträge schloss jeweils eine Diskussionsrunde an, bei der die Referentinnen und Referenten Fragen aus dem Publikum beantworteten. Die Diskussion war lebhaft, kontrovers, aber auch konstruktiv und lösungsorientiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten sich interessiert und engagiert und nutzten die Gelegenheit, sich mit den Expertinnen und Experten auszutauschen. Die Veranstaltung bot somit einen wertvollen Beitrag für die Debatte über die Energiewende in Tirol und Österreich.