Beim ersten Industriegespräch des Jahres, das am 22. März stattfand, standen aktuelle standortpolitische Themen auf der Agenda, die für die Wettbewerbsfähigkeit und Weiterentwicklung des heimischen Industriestandorts von entscheidender Bedeutung sind. IV-Tirol-Präsident Christoph Swarovski brachte zentrale Anliegen der Tiroler Industrieunternehmen ein, die in einer produktiven und wertschätzenden Weise mit Landeshauptmann Anton Mattle und Wirtschaftslandesrat Mario Gerber diskutiert wurden.
Digitalisierung und Entbürokratisierung
Mithilfe des „Tirol-Konvents“ will die Tiroler Landesregierung die Landesverwaltung durch den Abbau bürokratischer Hürden effizienter und bürgernäher gestalten. Dies soll unter anderem durch die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen und einen verstärkten Bürgerbeteiligungsprozess erreicht werden. Die Industriellenvereinigung Tirol begrüßt diese Initiative, mahnt aber gleichzeitig ein, dass neben der reinen Digitalisierung von bestehenden Verwaltungsverfahren auch der Abbau bürokratischer Hürden unumgänglich sei, um unternehmerische Entwicklungen nicht zu bremsen und Vertrauen sowie Anreize für weitere Investitionen in den Standort zu schaffen. Präsident Swarovski bekannte sich dazu, dass sich die IV Tirol aktiv beim „Tirol Konvent“ einbringen wird.
Verbesserung des Flugverkehrs
Ein weiteres Kernthema des Industriegesprächs war die Verbesserung der Anbindung Tirols an den internationalen Flugverkehr. Dies soll mittels der Wiederherstellung des direkten Flugverkehrs zwischen Innsbruck und dem Flughafen Frankfurt und der zeitlichen Optimierung der bestehenden Flüge zwischen Innsbruck und dem Flughafen Wien gelingen. Seit Anfang April gibt es keine direkten Flüge zwischen Innsbruck und Frankfurt mehr, was die Wettbewerbsfähigkeit der Tiroler Industrie schwächt, die auf eine direkte Anbindung an internationale Märkte angewiesen ist. Eine direkte Fluganbindung an die Drehscheibe Frankfurt ist entscheidend für die Attraktivität Tirols als Arbeitsort für internationale Fachkräfte und Spitzenmanager. Auch bei der Flugverbindung Innsbruck-Wien sieht die IV Tirol Verbesserungsbedarf: Da Tiroler Managerinnen und Manager viele Termine in Wien wahrnehmen müssen, ist es unumgänglich, möglichst früh morgens in die Bundeshauptstadt fliegen zu können, um dort Geschäftstermine am Vormittag wahrzunehmen. Gleichzeitig müsse, nach Ansicht der IV Tirol, auch der Rückflug so spät wie möglich von Wien nach Innsbruck abheben, um Geschäftsreisen nach Wien zeitlich voll auszuschöpfen.
Lockerung bei Transitmaßnahmen
Auch die Zukunft des Transits auf der Brennerstrecke wurde beim aktuellen Industriegespräch diskutiert. Gerade in Hinblick auf die italienische Klage beim Europäischen Gerichtshof gegen die Tiroler Anti-Transitmaßnahmen und die Aufforderung Italiens an die EU-Kommission, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Republik Österreich einzuleiten, wäre jetzt ein opportuner Zeitpunkt, bestehende Maßnahmen erneut zu evaluieren und Lockerungen beim Nachtfahrverbot und der Blockabfertigung in Betracht zu ziehen. Das würde positive Signale der Verhandlungsbereitschaft nach Brüssel senden und auch Tiroler Industrieunternehmen entlasten, die stark unter den Fahrverboten und Beschränkungen leiden – natürlich immer unter der Prämisse, dass sichergestellt wird, dass die lokale Bevölkerung nicht weiter belastet wird und die gelockerten Maßnahmen auch weiterhin in Einklang mit den Zielen des Umwelt- und Klimaschutzes stehen.
Überdenken der Vergabekriterien
Ein weiterer wichtiger Punkt, der von Präsident Swarovski im Namen der Tiroler Industrie angesprochen wurde, betrifft die Kritik der regionalen Wirtschaft am zu starken Fokus auf den billigsten Preis als das oft ausschlaggebende Kriterium bei der Entscheidung von Ausschreibungsverfahren der öffentlichen Hand. Die starre Fokussierung auf das billigste Angebot führt in vielen Fällen dazu, dass regionale Unternehmen nicht zum Zug kommen, die in Tirol produzieren, aber aufgrund der höheren Produktionskosten eben nicht zu den Billigstbietern gehören. Präsident Swarovski schlug deshalb vor, dass künftige Einreichungen bei Ausschreibungen des Landes neben dem Preis verstärkt auch nach einem Katalog von Nachhaltigkeitskriterien und den positiven Effekten auf die regionale Wirtschaft bewertet werden, um so wirklich den besten Anbieter identifizieren zu können.