IV-Tirol-Geschäftsklimaindex: Zaghafte Erholung auf unsicherem Fundament

Die Stimmung in der Tiroler Industrie bleibt angespannt, doch erstmals seit über einem Jahr verbessert sich der konjunkturelle Ausblick. Der Anstieg des Geschäftsklimaindex deutet auf einen vorsichtigen Stimmungsumschwung hin – dessen Tragfähigkeit jedoch stark vom Verlauf des Handelskonflikts mit den USA abhängt.

Der IV-Tirol-Geschäftsklimaindex ist im ersten Quartal 2025 von 7,5 auf 13,5 Punkte gestiegen. Der Konjunkturbarometer der Tiroler Industrie bleibt damit auf niedrigem Niveau, signalisiert jedoch die erste spürbare Verbesserung seit über einem Jahr. Die Einschätzungen der teilnehmenden Unternehmen zur aktuellen Geschäftslage bleiben jedoch herausfordernd: 45 % der befragten Betriebe beurteilen ihre derzeitige Lage als schlecht (Q4/2024: 42 %), 38 % als durchschnittlich (Q4: 44 %) und 17 % als gut (Q4: 14 %). Auch die Angaben zur Auftragslage zeigen, dass die Erholung bislang nicht in der Breite angekommen ist: Nur 20 % der Betriebe melden derzeit einen guten Auftragsbestand (Q4: 15 %), 43 % bewerten ihn als durchschnittlich (Q4: 30 %) und 37 % als schlecht (Q4: 55 %). Bei den Auslandsaufträgen zeigt sich ein ähnliches Bild: 21 % berichten von einer guten Exportauslastung (Q4: 17 %), während 41 % weiterhin von einer schwachen Nachfrage sprechen (Q4: 44 %).

Zuversicht unter schwierigen Vorzeichen

Trotz der angespannten Lage hellt sich der Ausblick der IV-Tirol-Mitgliedsbetriebe spürbar auf. Nur noch 5 % der Befragten befürchten in den kommenden sechs Monaten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage (Q4: 15 %), während 10 % mit einer Besserung rechnen (Q4: 1 %). Auch bei der Produktion zeigen sich positivere Signale: Lediglich 2 % stellen sich auf einen Rückgang ein (Q4: 20 %), 79 % kalkulieren mit stabiler Auslastung (Q4: 66 %) und 19 % prognostizieren eine Steigerung (Q4: 14 %). Im Bereich Beschäftigung setzt sich der positive Trend fort: Der Anteil negativer Einschätzungen sank von 50 % auf 33 %, 52 % der Unternehmen gehen von einem konstanten Personalbedarf aus (Q4: 38 %) und 15 % planen einen personellen Ausbau (Q4: 12 %).

Stimmungswende mit Risiko

Diese verbesserten Erwartungen beruhen allerdings noch auf einem internationalen Umfeld, das wenige Tage später grundlegend erschüttert wurde. Die Befragung wurde am 1. April abgeschlossen – nur einen Tag bevor US-Präsident Trump neue Strafzölle auf europäische Industrieimporte ankündigte. Was folgte, war eine binnen Tagen eskalierende Auseinandersetzung zwischen den USA, der EU und China, die zu einem multipolaren Handelskonflikt geführt hat. Die internationalen Börsen reagierten mit empfindlichen Kursverlusten, die Unsicherheit im Außenhandel ist seither deutlich gestiegen.

Handelskonflikt schürt Unsicherheit

Die EU hat ihre angekündigten Gegenmaßnahmen im Umfang von 21 Milliarden Euro ebenso wie die USA einen Teil ihrer Zölle für 90 Tage ausgesetzt. Doch ein tragfähiger Kompromiss ist nicht in Sicht. Parallel dazu verschärft sich der Konflikt zwischen den USA und China. Für die stark exportorientierte Tiroler Industrie bedeutet das: steigende Unsicherheit, sinkende Planbarkeit und eine zunehmende Zurückhaltung bei Investitionsentscheidungen. Der vermeintliche Stimmungsumschwung könnte daher auf wackeligen Beinen stehen. „Was wir jetzt benötigen, sind klare Regeln und verlässliche Partner – nicht tagespolitisch motivierte Zollspiralen“, betont IV-Tirol-Präsident Max Kloger. Die EU – und mit ihr auch Österreich – muss ihre wirtschaftspolitische Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Der Abschluss des ausverhandelten Mercosur-Abkommens wäre ein klares Signal: für verlässliche Partnerschaften, offene Märkte und den Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie. „Das Mercosur-Abkommen ist keine ideologische Frage, sondern eine strategische Entscheidung für Wohlstand, Arbeitsplätze und die Zukunft der exportorientierten Industrie“, so Kloger deutlich.

Mutige Standortpolitik als Antwort

Neben außenwirtschaftlicher Strategie ist nun auch innenpolitische Entschlossenheit gefragt. „Wir können den Handelskonflikt nicht direkt beeinflussen. Aber wir können sicherstellen, dass die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts nicht durch hausgemachte Hürden gefährdet wird“, so Kloger. Drei Stellschrauben stehen dabei für den IV-Tirol-Präsidenten im Mittelpunkt: wettbewerbsfähige Energiepreise, nachhaltige Entbürokratisierung und planbare Lohnkosten. Die IV Tirol fordert eine gesetzlich verankerte Strompreiskompensation bis 2030, effektive Entlastung bei Verwaltungsaufwand und Berichtspflichten sowie einen verbindlichen Fahrplan zur Senkung der Lohnnebenkosten. „Uns ist bewusst, dass der finanzielle Spielraum begrenzt ist – aber bei Energie, Bürokratie und Arbeitskosten besteht akuter Handlungsbedarf.“ Die Herausforderungen sind bekannt, die Lösungen liegen auf dem Tisch. „Jetzt geht es um Umsetzung – nicht irgendwann, sondern konkret und zeitnah“, fordert Kloger. „Die Industrie ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Aber sie braucht stabile Rahmenbedingungen, die Investitionen ermöglichen – nicht verhindern. Aktive und mutige Standortpolitik entscheidet letztlich über Wohlstand, Beschäftigung und die industrielle Zukunft dieses Landes.“, so Kloger abschließend in Richtung Politik.