Nach intensiven Verhandlungen konnte der Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI) gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern in der achten Verhandlungsrunde endlich den Abschluss der Kollektivvertragsverhandlungen bekanntgeben. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die die heimische Industrie vor große Herausforderungen stellen, konnte ein innovativer Kompromiss gefunden werden: Ab 1. November 2023 steigen die IST-Löhne um 10 %, maximal jedoch um 400 Euro monatlich, was im Durchschnitt eine Erhöhung von 8,6 % bedeutet. Diese sozial gestaffelte Anpassung wird 2024 auf Basis des Verbraucherpreisindexes plus 1 % fortgesetzt. Eine neu eingeführte Wettbewerbssicherungs-Klausel ermöglicht es Unternehmen mit hohen Personalkosten, die Erhöhungen flexibel zu gestalten, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. „Die Industriellenvereinigung Tirol begrüßt, dass sich beide Seiten, ganz im Sinne der österreichischen Sozialpartnerschaft, auf einen Kompromiss einigen konnten. In Zeiten, in denen sich unsere Industrie in einer veritablen Rezession befindet, ist es jedenfalls erfreulich, dass man sich auf einen flexiblen Abschluss auf Zeit, begrenzt auf zwei Jahre, einigen konnte, der den Unternehmen höhere Planungssicherheit gibt“, kommentiert IV-Tirol-Präsident Christoph Swarovski den Abschluss.
Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr
Die ausverhandelte Lösung sei nach Einschätzung Swarovskis zwar ein solider Kompromiss, man dürfe aber nicht aus den Augen verlieren, dass die branchenübergreifend hohen Abschlüsse, manche über 10 Prozent, langfristig Österreichs ohnehin schon angeschlagene Wettbewerbsfähigkeit noch weiter gefährden. „Ein Großteil der Unternehmer in unserem Land bekennt sich zur Produktion in Tirol und Österreich. Die gesetzlichen Sorgfaltspflichten zwingen allerdings immer zum Wohl des Unternehmens zu handeln. Das umfasst etwa Investitionsentscheidungen, aber auch die Frage der Weiterentwicklung bestehender Standorte. Angesichts der im internationalen Vergleich in den letzten Jahren deutlich verschlechterten Standortbedingungen in Österreich und der weiteren Erhöhung der Lohnstückkosten auch aufgrund der hohen Kollektivvertragsabschlüsse besteht bereits kurz- und mittelfristig die Gefahr der Abwanderung von Produktionen und damit der Verlust von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung“, gibt Swarovski zu bedenken. Um dies zu verhindern, müsse die Bundesregierung nun jetzt endlich Maßnahmen zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes setzen. Eine weitere Senkung der Lohnnebenkosten und eine stärkere Inflationsbekämpfung seien nach Ansicht Swarovskis jetzt ein Gebot der Stunde. „Unsere Unternehmen können nicht die gesamte Last der Inflationsbekämpfung schultern, hier muss die Politik endlich effektive Wege finden, um Unternehmen und Arbeitgeber zu entlasten. Von einer Senkung der Lohnnebenkosten profitieren beide Seiten. Nur so kann verhindert werden, dass unser Industrieland im internationalen Vergleich noch weiter ins Hintertreffen gerät!“