Schon in seiner Zeit als Tiroler ÖGB-Vorsitzender war Wohlgemuth für die IV Tirol ein verlässlicher Gesprächspartner. Daran hat sich auch nach seinem Wechsel in die Landesregierung nichts geändert. Der jüngste Austausch war Ausdruck dieser gewachsenen Gesprächsbasis – offen in der Analyse, lösungsorientiert in der Haltung und getragen von einem gemeinsamen Verständnis für die Herausforderungen, vor denen die Tiroler Industrie steht.
MCI-Ausbau statt Neubau – IV fordert kritische Standortbewertung
Die von der Tiroler Landesregierung angekündigte Entscheidung, den geplanten Neubau des Management Centers Innsbruck (MCI) nicht weiterzuverfolgen, stößt in der Industrie auf Skepsis. Stattdessen sollen die bestehenden Gebäude im Stadtzentrum – insbesondere das Gebäude der „Alten Post“ – saniert und erweitert werden. Für die IV Tirol ist das jedoch nicht alternativlos. Präsident Kloger betonte im Gespräch die Notwendigkeit einer ehrlichen Bestandsaufnahme, ob die betroffenen Standorte überhaupt den Anforderungen eines international wettbewerbsfähigen Hochschulbetriebs gerecht werden. Gerade in einem technologie- und innovationsgetriebenen Umfeld braucht es Infrastruktur, die zukunftsorientiertes Forschen und Lehren nicht nur ermöglicht, sondern fördert.
Kurzarbeit: Reformbedarf bleibt ungelöst
Ein weiteres zentrales Thema war die restriktive Auslegung der Kurzarbeit in Österreich. Während andere europäische Länder wie Deutschland oder Frankreich die Kurzarbeit längst als aktives Instrument der Standortsicherung nutzen – auch bei planbaren, konjunkturell bedingten Auftragsschwankungen – bleibt sie in Österreich auf unvorhersehbare Ereignisse beschränkt. Die Folge: heimische Betriebe verlieren im internationalen Vergleich an Flexibilität und Wettbewerbsfähigkeit. IV-Geschäftsführer Michael Mairhofer appellierte im Gespräch an die politische Verantwortung, dieses System endlich praxistauglich weiterzuentwickeln. LH-Stv. Wohlgemuth signalisierte Verständnis und kündigte an, die Rückmeldungen der IV Tirol in die weiteren Debatten innerhalb der Bundes-SPÖ einzubringen.
Industrie bringt zentrale Anliegen in Bundesstrategie ein
Diskutiert wurde auch die aktuell in Ausarbeitung befindliche Standortstrategie der Bundesregierung, die von Arbeitsminister Hattmannsdorfer (ÖVP), Infrastrukturminister Hanke (SPÖ) und Staatssekretär Schellhorn (NEOS) koordiniert wird. Die IV Tirol brachte dabei ihre zentralen Anliegen ein: eine verlässliche, planbare und international wettbewerbsfähige Energieversorgung, eine deutliche Entlastung der Unternehmen bei Abgaben und Lohnnebenkosten sowie ein substantieller Abbau von überbordender Bürokratie. Ohne strukturelle Reformen sei die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts nicht länger zu halten, so der Tenor des Gesprächs.
IV-Tirol-Präsident Max Kloger unterstrich abschließend die Bedeutung des Dialogs:
„Die Industrie ist bereit, ihren Beitrag zu leisten – ob in Ausbildung, Nachhaltigkeit oder technologischer Innovation. Aber dafür braucht es auch den politischen Willen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Know-how in Tirol halten. Der offene Austausch mit LH-Stv. Wohlgemuth war ein konstruktiver Schritt in diese Richtung.“