Industrie warnt: Netzkostenerhöhung darf keine Wettbewerbsfalle werden

Die Industriellenvereinigung Tirol fordert eine faire Verteilung der drastisch steigenden Netznutzungsentgelte ab 2025. Maßnahmen zur Entlastung der Bürger dürfen nicht zulasten der Industrie gehen – stattdessen braucht es ein umfassendes Standortpaket zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit.

Die mit Anfang nächsten Jahres drastisch steigenden Netznutzungsentgelte stellen nicht nur Haushalte, sondern auch die heimische Industrie vor enorme Herausforderungen. Während Landeshauptmann Anton Mattle eine gerechtere Verteilung der Kosten und eine Abfederung der Belastung für Bürger fordert, warnt die Industriellenvereinigung Tirol vor den Konsequenzen einer einseitigen Umwälzung auf die Großverbraucher des produzierenden Sektors. Vertreter der IV Tirol stehen mit dem Landeshauptmann im Austausch zu dieser Thematik und konnten die Forderungen der Tiroler Industrie auch in Richtung Landeshauptleutekonferenz transportieren.

Angespannte Lage in der Industrie

Die Situation in der Tiroler Industrie ist äußerst angespannt: Sinkende Umsätze, steigende Produktionskosten und eine verhaltene (inter-)nationale Nachfrage belasten den Wirtschaftsstandort massiv. Prominente Insolvenzfälle und ein zunehmender Stellenabbau im produzierenden Bereich verdeutlichen die Dramatik der Lage. Eine zusätzliche Verteuerung der Energieversorgung würde die Konkurrenzfähigkeit heimischer Unternehmen, die bereits unter hohen Energiekosten im Vergleich zu Standorten in den Vereinigten Staaten und Asien leiden, noch weiter schwächen. Die dringend notwendige Erholung der Tiroler Industrie und Wirtschaft könnte so im Keim erstickt werden.

Standortpaket statt zusätzlicher Belastungen

Die IV Tirol fordert daher, zusätzliche Belastungen der Industrie durch die steigenden Netzkosten zu vermeiden. Eine Verlagerung der Netzentgelte auf Großverbraucher in der Industrie, wie sie von einigen politischen Akteuren vorgeschlagen wird, lehnt die Industriellenvereinigung entschieden ab. Stattdessen sollte der Bund die Finanzierung der steigenden Kosten durch ein umfassendes Standortpaket übernehmen. Ein solches Paket müsste die Abfederung der Netzkosten explizit beinhalten und darüber hinaus Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit umfassen, etwa durch eine Verlängerung der Strompreiskompensation bis 2030 und Investitionen in die Energieinfrastruktur, um Netze auszubauen und die Versorgung zu sichern.

Energiepolitik als Standortpolitik verstehen

Von der neuen Bundesregierung erwartet die Tiroler Industrie auch, dass Energiepolitik stärker als Standortpolitik verstanden wird. Deshalb plädiert die Industriellenvereinigung dafür, Energieagenden aus dem Umweltressort in ein eigenständiges Standortministerium zu verlagern. Dies würde nicht nur die Koordination zwischen Industrie, Wirtschaft und Verwaltung verbessern, sondern auch gewährleisten, dass Versorgungssicherheit, wettbewerbsfähige Energiepreise und Klimaschutz als zentrale Standortthemen besser aufeinander abgestimmt werden – zentrale Elemente zur Stärkung des Industriestandorts und Grundlage für konjunkturelle Erholung, nachhaltiges Wachstum sowie eine zukunftsfähige Industrie in Tirol und ganz Österreich.