Tirols Industrie fordert Neustart in der Wirtschaftspolitik

Nach fast drei Jahren der Rezession und politischer Entscheidungen, die die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie zusätzlich belasten, fordert die Tiroler Industrie einen Neustart in der österreichischen Wirtschaftspolitik.

Die Tiroler Industrie steht unter immensem Druck. Nach der längsten konjunkturellen Talfahrt der Nachkriegszeit bedrohen explodierende Lohnstückkosten, ausufernde Bürokratie und eine unsichere Entwicklung der europäischen Wirtschaft die Wettbewerbsfähigkeit und den Erfolg der Branche. „Wir stehen an einem Wendepunkt, an dem die Weichen für die Zukunft der Industrie in unserem Land gestellt werden. Während wir in Tirol mit unserem 'Strategischen Aktionsprogramm der Tiroler Industrie 2030' bereits einen konkreten Plan haben, wie wir unser Bundesland zu einer der Top-Industrieregionen Europas weiterentwickeln können, muss auch auf Bundesebene schnellstens reagiert werden. Die neue Bundesregierung ist gefordert, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um den Standort zu stabilisieren und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu stärken“, fordert IV-Tirol-Präsident Max Kloger.

Wirtschaft kommt nicht vom Fleck

Obwohl die Weltwirtschaft laut aktuellen Prognosen 2024 wachsen wird, bleibt die österreichische Wirtschaft weit hinter den Erwartungen zurück. „Die heimische Volkswirtschaft stagniert. Industrie und Bau kämpfen weiterhin mit einer Rezession und müssen bis Ende des Jahres weitere Wertschöpfungseinbußen hinnehmen“, erklärt Kloger. Einer der zentralen Faktoren für die derzeitigen Schwierigkeiten in der Industrie sind die massiv gestiegenen Lohnstückkosten – ein Ergebnis der historisch hohen Lohnabschlüsse der letzten beiden Jahre. Diese Entwicklung beeinträchtigt die Konkurrenzfähigkeit der Tiroler Industrie erheblich. „Unsere Betriebe stehen im direkten Wettbewerb mit anderen Nationen und müssen ihre Produkte zu höheren Preisen anbieten. Das schwächt die internationale Wettbewerbsfähigkeit massiv und kostet uns langfristig wichtige Marktanteile“, so Kloger weiter. Die neue Regierung muss die Herausforderungen mit Entschlossenheit annehmen und „Stillstand oder standortschädliche Maßnahmen, wie die Einführung neuer Steuern auf (Betriebs-)Vermögen, kann sich Österreich nicht mehr leisten. Eine längere unregierbare Zeit oder Neuwahlen wären jetzt der schlechteste Ratgeber“, warnt Kloger.

Steuerliche Entlastung als Wachstumsturbo

Um die Trendwende zu schaffen, steht die neue Bundesregierung für Kloger von Tag eins an in der Pflicht, die Industrie spürbar zu entlasten. „Eine Senkung der Lohnnebenkosten und der im europäischen Vergleich viel zu hohen Abgabenquote auf 40 Prozent ist entscheidend, um Betrieben wieder Luft zu verschaffen, den Konsum sowie Investitionen von Seiten der Betriebe anzuregen“, betont Kloger. Die Senkung der Lohnnebenkosten könne auch ohne Einsparungen im Sozialsystem erreicht werden, wie Beispiele aus den Nachbarländern zeigen. Gleichzeitig sei es dringend notwendig, die öffentliche Verwaltung zu modernisieren: „Während unsere Unternehmen alles daransetzen, effizienter zu werden und Kosten einzusparen, scheint diese Disziplin in der Politik und Verwaltung noch nicht angekommen zu sein.“

Bürokratieabbau und Green Deal neu denken

Neben steuerlichen Entlastungen muss auch die Bürokratieflut, die Unternehmen in Österreich und Europa zunehmend die Luft abschnürt, effektiv bekämpft werden. „Viele unserer Betriebe vergeuden wertvolle Ressourcen mit der Erfüllung oft sinnloser bürokratischer Auflagen, anstatt diese in Forschung, Entwicklung oder Innovation zu investieren. Es muss das klare Ziel der neuen Bundesregierung sein, die überbordende bürokratische Belastung radikal zu reduzieren und der Wirtschaft mehr Handlungsspielraum zu geben“, fordert der IV-Tirol-Präsident. Besonders der Green Deal der EU, ursprünglich als Wachstumsmotor gedacht, darf nicht durch unnötige bürokratische Hürden zum Hemmschuh für Innovation werden. „Der Green Deal muss neu gedacht werden – als technologieoffener und wettbewerbsfähiger Industrial Deal. Nur so können wir die ökologische und digitale Transformation vorantreiben, ohne die Konkurrenzfähigkeit unserer Unternehmen zu opfern“, so Kloger abschließend. „Wenn wir jetzt die richtigen Schritte setzen und den Fokus auf die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und die Entlastung unserer Unternehmen legen, können sie auch wieder ihrer Rolle als Garanten für Wohlstand und sichere Arbeitsplätze nachkommen.“

Dieser Artikel wird in längerer Form als IV-Tirol-Sonderseite in der Tiroler Tageszeitung am kommenden Montag, dem 07. Oktober 2024, erscheinen. Wir freuen uns aber, unseren Mitgliedern jetzt schon eine Preview präsentieren zu dürfen.