Wirtschaftsvertreter fordern effizientere Verfahren

IV Tirol und die WK Tirol setzen sich gemeinsam für eine Vereinfachung von Verwaltungsverfahren im Land und eine digitale Verwaltung ein. Grundlage der Forderungen ist eine Umfrage unter 346 Unternehmen aller Branchen, deren Ziel es war, Schwachstellen im behördlichen Genehmigungsverfahren zu identifizieren.

Die gemeinsam durchgeführte Umfrage zeigt, dass sich mehr als 80 % der befragten Unternehmen in den letzten fünf Jahren mit behördlichen Verfahren auseinandersetzen mussten – die Mehrheit davon mit Betriebsanlagengenehmigungen und baurechtlichen Verfahren. Besonders herausfordernd: Mehr als 60 % der befragten Unternehmen berichteten von Problemen bei der Durchführung der Verfahren, darunter Verzögerungen, komplexe Anforderungen und mangelnde Transparenz. Während 54 % der Unternehmen mit der Abwicklung der Verfahren unzufrieden oder weniger zufrieden sind, äußerten sich nur wenige sehr zufrieden. Die Verfahrensdauer variiert dabei stark: Fast ein Viertel der baurechtlichen Genehmigungen dauerte länger als ein Jahr, während rund 23 % der Betriebsanlagengenehmigungen über zwölf Monate in Anspruch nahmen.

Kritik an Bürokratie und fehlender Transparenz

Besonders hohe Unzufriedenheit herrscht beim bürokratischen Aufwand: Rund 83 % der Unternehmen empfinden die Bürokratie im Rahmen der Verfahren als übertrieben. Neben der Dauer und Komplexität der Verfahren wird die fehlende Transparenz kritisiert. Unternehmen bemängeln, dass Verfahrensschritte oft nicht nachvollziehbar sind, Zuständigkeiten unklar bleiben und Entscheidungen nur schleppend getroffen werden. „Es kann nicht sein, dass Verfahren zwischen Behörden hin- und hergeschoben werden und Entscheidungen dadurch verzögert werden“, mahnt Kloger. Die Wirtschaft stehe bereits vor großen Herausforderungen, und eine überbordende Bürokratie verschärfe die Situation weiter.

Lob für Beamte und den persönlichen Umgang

Trotz der Kritik gibt es auch Bereiche, die von den Unternehmen positiv bewertet wurden. Die befragten Betriebe äußerten sich besonders zufrieden über die Kompetenz und Qualifikation der Beamten. Mehr als 60 % der Befragten lobten die Sachkenntnis und das Fachwissen der Behördenmitarbeiter. Besonders hervorgehoben wurde zudem der persönliche Umgang: Über 70 % der Unternehmen empfanden die Kommunikation mit den Behörden als höflich und respektvoll. „Das zeigt, dass das Problem weniger bei den Menschen liegt, die die Verfahren durchführen, sondern vielmehr bei den Strukturen, die oft unnötig komplex sind“, betont Kloger. „Dieses positive Feedback ist eine gute Basis, auf der wir aufbauen können, um die Abläufe zu verbessern, ohne den persönlichen Kontakt zu verlieren.“

Lösungsansätze und Forderungen

Die IV Tirol und WK Tirol sehen akuten Handlungsbedarf. Aus der Umfrage gingen konkrete Maßnahmen hervor, wie Verwaltungsverfahren effizienter gestaltet werden können. Besonders oft genannt wurde die Einführung klarer Bearbeitungsfristen für Behörden: Über 60 % der Befragten fordern fixe Zeitrahmen, in denen Entscheidungen gefällt werden müssen. Weiters sprechen sich 61 % der Betriebe für eine einmalige digitale Einreichung aller Projektunterlagen aus, um die Prozessabläufe zu beschleunigen und den Papieraufwand zu reduzieren. Ein Online-Tracking des Bearbeitungsstatus könnte zudem für mehr Transparenz sorgen und Unternehmen die Möglichkeit geben, den Stand ihrer Anträge jederzeit einzusehen. Auch Kloger betont: „Die Digitalisierung ist der Schlüssel zur Beschleunigung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren.“ Die Vertreter der IV Tirol und der WK Tirol werden die gemeinsam formulierten Forderungen in den Beratungen des Tirol Konvents – einem partizipativen Prozess zur Weiterentwicklung und Digitalisierung der Landesverwaltung – im Namen der Tiroler Industrie und Wirtschaft einbringen, um damit die Rahmenbedingungen für Betriebe nachhaltig zu verbessern. Ein weiterer wichtiger Meilenstein am Weg dazu, Tirol in den nächsten sechs Jahren dank der Umsetzung des „Strategischen Aktionsprogramms der Tiroler Industrie 2030” zu einer der TOP20-Industrieregionen Europas zu machen.