Gedämpfte Hoffnung auf Erholung
Die aktuelle Konjunkturumfrage der IV Tirol für das vierte Quartal 2024 zeigt: Die erhoffte Erholung des konjunkturellen Umfelds lässt weiterhin auf sich warten. Der IV-Tirol-Geschäftsklimaindex, der die Einschätzungen zur aktuellen und zukünftigen Geschäftslage kombiniert, liegt mit 7,5 Punkten weiterhin auf einem historisch niedrigen Niveau. Trotz vereinzelter Verbesserungen bleibt das wirtschaftliche Gesamtumfeld für die Tiroler Industrie herausfordernd. Hohe Kosten, schwache In- und Auslandsnachfrage sowie unsichere geopolitische Rahmenbedingungen belasten die Unternehmen.
Uneinheitliche Entwicklung in zentralen Bereichen
Die Einschätzungen der Unternehmen zur aktuellen Geschäftslage zeigen eine durchwachsene Situation: Zwar bewerten 14 % der Betriebe ihre Lage als gut (Q3/24: 8 %), doch immer mehr Unternehmen beurteilen diese als schlecht (Q4/24: 42 %; Q3/24: 15 %). Auch beim Auftragsbestand bleibt die Lage angespannt: Nur 15 % der Unternehmen sprechen von einem guten Auftragsbestand, während 55 % eine schlechte Lage melden. Ein ähnlich trübes Bild zeigt sich bei den Auslandsaufträgen, wo 44 % der Betriebe von einer schlechten Auftragslage berichten.
Die Erwartungen zur künftigen Entwicklung sind ebenso wenig optimistisch. Bei der Prognose der Geschäftslage in sechs Monaten erwarten nur noch 1 % der Befragten eine Verbesserung (Q3/24: 2 %). 84 % gehen von einer durchschnittlichen Entwicklung aus, während 15 % mit einer weiteren Verschlechterung rechnen. Insbesondere exportorientierte Betriebe stehen durch steigende Lohnstückkosten und eine schwache internationale Nachfrage weiterhin unter Druck.
Die Produktionstätigkeit zeigt zwar leichte Verbesserungen, bleibt jedoch insgesamt schwach: 14 % der Unternehmen rechnen in den kommenden drei Monaten mit einer guten Auslastung (Q3/24: 2 %), während 66 % eine durchschnittliche und 20 % eine schlechte Entwicklung erwarten. Auch die Verkaufspreise spiegeln die angespannte Situation wider: 10 % der Befragten gehen von steigenden Preisen aus, während 15 % mit sinkenden Preisen rechnen. Besonders problematisch bleibt der Beschäftigtenstand: 50 % der Unternehmen erwarten eine Verringerung des Personalstands, ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorquartal (Q3/24: 32 %).
Forderungen der IV Tirol: Entlastung und Reformen
Die IV Tirol unterstreicht die Notwendigkeit einer sofortigen wirtschaftspolitischen Entlastung. Eine zentrale Forderung ist die Senkung der Lohnnebenkosten um mindestens 5 %, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu sichern und die Mitarbeiter durch höhere Nettolöhne zu entlasten. „Ohne diese Maßnahme wird es für viele Betriebe schwer, sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten und gleichzeitig attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen", betont IV-Tirol-Präsident Max Kloger. Zudem ist eine Verlängerung der Strompreiskompensation bis 2030 unerlässlich, damit energieintensive Betriebe weiterhin in Österreich produzieren können. Hohe Energiepreise und die gestiegenen Lohnstückkosten setzen die Betriebe stark unter Druck und gefährden ihre Zukunftsfähigkeit. "Wir brauchen langfristige Planbarkeit bei den Energiekosten, um unsere Produktionsstandorte abzusichern und Investitionen anzuregen", ergänzt Kloger. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Reduktion von Bürokratiekosten, die jährlich zwischen 10 und 15 Milliarden Euro betragen. Die Einführung eines Bürokratiekostenindex soll helfen, diese Belastung messbar zu machen und gezielte Entlastungsmaßnahmen zu entwickeln. Ohne entschlossenes Handeln der Politik drohen weitere Verluste an Wettbewerbsfähigkeit, die sich negativ auf Beschäftigung und Wachstum in der Region auswirken könnten.
Zukunft der Tiroler Industrie sichern
Die Tiroler Industrie ist und bleibt ein zentraler Pfeiler für Wohlstand und Arbeitsplätze in der Region. Doch ohne klare wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen wird es für die Betriebe zunehmend schwieriger, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Es ist höchste Zeit, dass die Politik entschlossen handelt und die Weichen für eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung stellt. Die Betriebe der Tiroler Industrie sind bereit, ihren Beitrag zu leisten – jetzt liegt es an der Politik, zu handeln.