Der heute veröffentlichte Bericht zur Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit von Mario Draghi zeichnet ein dramatisches Bild für den europäischen Standort. Der Bericht bekräftigt die Position von Industrie und Wirtschaft, die schon seit Jahren eine umfassende Wettbewerbs- und Wachstumsstrategie fordern. „Die heutige Veröffentlichung des Berichts sollte die Grundlage für die Arbeit der nächsten Jahre werden. Jetzt ist es an der Zeit, die europäische Wettbewerbsagenda mit Leben zu füllen und endlich grundlegende Reformen anzugehen und den Bürokratie-Tsunami zu beenden bzw. rückabzuwickeln“, so Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV).
Die detaillierte Analyse verschiedener Industriesektoren zeigt auch auf, dass die Probleme vielschichtig sind. Im Automobilsektor beispielsweise bereiten neben den ehrgeizigen EU-Klimazielen für klimafreundlichen Straßenverkehr, umfassende und teilweise inkohärente Rechtsvorschriften (wie zB CBAM und CSRD) sowie zunehmende Konkurrenz von chinesischen E-Autoproduzenten Kopfzerbrechen. Daten der OECD zeigen, dass die nominalen Lohnstückkosten in der EU- Automobilindustrie im Zeitraum 2010-2018 um 30-40 % höher waren als in China. Zusammen mit den strukturell höheren Energiekosten trägt dies zu einem gravierenden Wettbewerbsnachteil der EU bei.
Der umfassende Bericht skizziert eine Zukunft Europas, in dem das Wirtschaftswachstum der Europäischen Union weiter hinter China und der USA hinterherhinkt. Der Grund ist das nachlassende Produktivitätswachstum, das wiederum die allgemeine wirtschaftliche Expansion in der Region verlangsamt. Dies gefährdet auch aktuelle EU-Ziele zur Umsetzung der europäischen Klimaambitionen und die Stärkung der sozialen Gerechtigkeit. Der Bericht greift zurecht auf, dass es einer neuen Industriestrategie bedarf, die sich den Herausforderungen zur Senkung der Energiepreise und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit stellt. „Europäische Entscheidungsträger sollten die durch den Draghi-Bericht entstandene Dynamik nutzen, um den Standort neu zu beleben und die Produktivität zu steigern“, so Christoph Neumayer.