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Logistik wird zur Boom-Branche

Zukunftsforscher sieht wachsende Bedeutung, aber auch massiven Wettkampf – Digitalisierung verändert Branche, adaptive Logistik wird Erfolgsfaktor – Konsens zu Herausforderungen, Bekenntnis zu Lösungen

Um den Beitrag der Logistik zur Zukunft des Wirtschaftsstandortes Österreich ging es beim hochrangig besetzten Logistikforum 2019, das auf Initiative der Industriellenvereinigung und des Zentralverbands Spedition & Logistik im Haus der Industrie stattfand.

„Österreichs Position im globalen Wettbewerb zu halten und auszubauen gelingt nur, wenn wir einen funktionierenden Logistikstandort haben. Und nicht zuletzt ist eine effiziente Logistik auch Voraussetzung für einen ökologisch nachhaltigen Standort“, betonte Peter Koren, als Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung einer der beiden Gastgeber des Forums. Alexander Friesz, Präsident das Zentralverbands Spedition & Logistik: „Durch den weltweit zunehmenden Handel und E-Commerce wird der Warentransport weiter massiv ansteigen – und das auf allen Verkehrsträgern. Unsere Aufgabe ist es, diesen Warenverkehr intelligent zu optimieren, also effizient und damit auch so ökologisch wie möglich zu gestalten. E-Commerce, 3-D-Druck und 5 G sind deshalb Entwicklungen, bei denen wir vorne dabei sein müssen.“

Adaptive Logistik als Zukunftsperspektive

Sven Gábor Jánszky, CEO von Europas größtem Zukunftsinstitut, zeigte in seiner Eröffnungsrede auch gleich, wohin die Entwicklung gehe: „Dass die Logistik eine künftige Boom-Branche ist, kann ich sofort unterschreiben. Genau deshalb wird in Zukunft aber auch ein enormer Wettkampf um das Geschäft entstehen.“ Einmal mehr werde die Digitalisierung das Spiel komplett verändern. Die exponentiell steigende Rechenleistung von Quantencomputern ermögliche es, mit immer mehr Daten immer schneller Simulationen durchzuführen. Dadurch könnten nicht nur potenzielle Staus präzise vorhergesagt und sofort vermieden werden. Es würden sich auch zunehmend prädiktive Unternehmen bilden. So etwa Einzelhändler, die einen künftigen Bedarf an Produkten auf die Stückzahl genau prognostizieren und Produzenten, die diese herstellen, bevor sie überhaupt bestellt sind. „Dazwischen wird es prädiktive Logistik brauchen“, so Jánszky, dem zufolge sich noch entscheiden werde, wer diese Aufgabe übernehmen kann: „Es wäre ein Missverständnis zu glauben, dass die Kontrakt-Logistik zu komplex für Online-Speditionen ist“. Je komplexer die Herausforderung, umso digitaler die Lösung, weshalb die Branche adaptive Logistiklösungen finden müsse: „Die Konsequenz von Echtzeit-Daten müssen nicht nur individuell, sondern auch situativ angepasste Produkte sein.“

Branche erkennt Notwendigkeit zur Veränderung und sieht Potenziale

Bestätigung fanden die Thesen zur wachsenden Bedeutung der Digitalisierung auch in der nachfolgenden Diskussionsrunde mit hochrangigen Logistik-Vertretern aus Wirtschaft, Forschung und Politik. Grundsätzlich herrschte durch Beispiele untermauerte Zuversicht, dass Österreich die Herausforderungen meistern kann, wenn die richtigen Schritte gesetzt werden. So müsse sich etwa die Logistik längerfristig von der Multimodalität über die Intermodalität zur Synchromodalität entwickeln – also zur Möglichkeit, in Echtzeit zu entscheiden, welches Güter-Verkehrsmittel zum jeweils aktuellen Zeitpunkt das am besten geeignete ist. Während die Logistik, wie andere Branchen auch, mit einem zunehmenden Fachkräftemangel zu kämpfen habe, gab es auch optimistische Töne. So würden Digitalisierung und E-Commerce nicht zuletzt neue, attraktive Berufsbilder schaffen, die eine Logistik-Laufbahn auch für Jüngere attraktiv machen könne. Diskutiert haben Blaguss Reisen-Geschäftsführer Paul Blaguss, Speedinvest CEO Oliver Holle, ÖBB CEO Andreas Matthä, AIT Logistik-Experte Matthias Prandstetter, BMVIT Sektionschef Gerhard Gürtlich, Flughafen Wien-Manager Wolfgang Scheibenpflug und Gebrüder Weiss CEO Wolfram Senger-Weiss.

Zentralverband: Interessensvertretung und Service

Der Zentralverband Spedition & Logistik ist die unabhängige und verkehrsmittelneutrale Interessensvertretung auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene, mit einer starken Mitgliederservicekomponente. Seit 2015 ist der Zentralverband Mitglied der CLECAT (European Association für Forwarding, Transport, Logistics and Customs Services) um die Brancheninteressen der heimischen Logistik in der EU bestmöglich zu positionieren. Daneben vertritt der Zentralverband auch die internationale Logistikorganisation FIATA (International Federation of Freight Forwarders Associations). Inhaltliches Herzstück des Verbandes sind seine 9 Ressorts. Diese reichen von Landverkehre Europa, über Seefracht und Luftfracht bis hin zu Green Logistics und Recht und Versicherung. Dort werden aktuelle Branchenthemen von Fachleuten aus den Mitgliedsunternehmen ehrenamtlich erarbeitet.