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1. Alpen-Energieforum: Weichenstellung für Energiewende im Alpenraum

Am 14. Oktober fand das 1. Alpen-Energieforum im Congress Innsbruck statt, bei dem neue Wege und Perspektiven diskutiert wurden, wie Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam die Energiewende im Alpenraum erfolgreich gestalten können.

Im Mittelpunkt des neuen Veranstaltungsformats, das von der Industriellenvereinigung Tirol in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Tirol und den Partnern Energieagentur Tirol, Standortagentur Tirol und Tiroler Gemeindeverband organisiert wurde, stand die Frage, wie wir die Energiewende im Alpenraum schaffen können, die beides kann: den Lebensraum Alpen für zukünftige Generationen erhalten und gleichzeitig den ökonomischen Bedürfnissen der Tiroler Industrie und Wirtschaft gerecht werden.

Standortvorteil Wasserkraft

IV-Tirol-Präsident Max Kloger eröffnete die Veranstaltung und betonte in seiner Begrüßung den enormen Stellenwert der Wasserkraft für Tirol, seine Industrie und seine Bevölkerung: „Die Wasserkraft ist das Rückgrat unserer Energieversorgung und ein bedeutender Wettbewerbsvorteil für den Industriestandort Tirol. Sie ermöglicht eine stabile und nachhaltige Energieversorgung, die eine Grundlage dafür ist, dass vor allem energieintensive Unternehmen auch weiterhin in Tirol produzieren können. Ein zügiger und umfassender Ausbau der Wasserkraft ist daher unerlässlich, nicht nur, um die Energiewende bis 2050 zu schaffen, sondern auch, um die Wettbewerbsfähigkeit der Tiroler Industrie zu steigern und so unser Ziel zu erreichen, Tirol zu einer der 20 Top-Industrieregionen Europas zu machen.“

Diesem Appell schloss sich auch Landeshauptmann Anton Mattle in seinen Begrüßungsworten an. Für Mattle führt am konsequenten und vor allem zügigen Ausbau der Nutzung aller erneuerbaren Energien in Tirol kein Weg vorbei, um den Ausstieg aus fossilen Energieträgern erfolgreich zu meistern und Tirols Klimaziele zu erreichen. Naturgemäß käme der Wasserkraft eine Schlüsselrolle in der Energieversorgung der Zukunft zu, aber auch Photovoltaik, Biomasse und Windkraft, wo sie sich sinnvoll einsetzen ließe, wären für Tirols Energieerzeugung von enormer Bedeutung.

Speichertechnologien als Schlüssel zur Energiewende

Ein wesentlicher Schwerpunkt der Vorträge und Diskussionen bildete die Frage nach dem passenden Energiemix für die Energiezukunft Tirols. In seinem Vortrag unterstrich Univ.-Prof. Dr. techn. Gerald Zenz von der TU Graz die immense Bedeutung von Pumpspeicherkraftwerken für die Energiewende. Diese Anlagen ermöglichen es, überschüssigen Strom aus erneuerbaren Quellen wie Photovoltaik und Windkraft zu speichern und bei Bedarf ins Netz einzuspeisen. Dadurch könne die Flexibilität des Stromsystems erhöht und die Versorgungssicherheit gewährleistet werden. „Pumpspeicherkraftwerke sind die effizientesten und umweltfreundlichsten Speichertechnologien, die uns zur Verfügung stehen“, erklärte Zenz. „Sie sind ein entscheidender Faktor, um die volatilen Energiequellen der Zukunft stabil und zuverlässig ins Netz einzubinden.“

Zenz verwies zudem auf die zentrale Rolle von Speichern für die Netzstabilität: „Ohne ausreichend Speichertechnologien können wir den steigenden Strombedarf, der durch den Ausbau von Elektromobilität, Wasserstofftechnologie und die zunehmende Elektrifizierung der Industrie entstehen wird, nicht decken.“ Er betonte, dass Tirol mit seiner geografischen Lage prädestiniert sei, eine Vorreiterrolle bei der Nutzung von großen Pumpspeicherkraftwerken als Speichertechnologie einzunehmen. Diese Rolle müsse jedoch durch einen ambitionierten Ausbau der Speicherkapazitäten gefestigt werden.

Klimaneutrales Stromsystem für Europa

Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, konzentrierte sich in ihrem Vortrag auf die Notwendigkeit, ein klimaneutrales Stromsystem in Europa bis 2040 zu schaffen. Sie betonte, dass dies nur gelingen könne, wenn es gelingt, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen verschiedenen erneuerbaren Energiequellen zu schaffen. Photovoltaik und Windkraft müssten im Gleichschritt ausgebaut werden, da sich ihre Erzeugungsprofile ideal ergänzen. Wasserkraft, so Schmidt, werde dabei weiterhin eine tragende Säule der österreichischen Stromversorgung sein und durch ihre Flexibilität bei der Speicherung und Einspeisung von Energie eine Schlüsselrolle im erneuerbaren Energiesystem spielen.

Ihr Vortrag schloss mit dem Appell, dass der Weg zu einem klimaneutralen Stromsystem nur funktionieren könne, wenn Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen. „Es braucht entschlossene Maßnahmen und Investitionen in die notwendige Infrastruktur, damit wir die Ziele der Klimaneutralität erreichen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit in Europa gewährleisten können“, betonte Schmidt.

Diskussion über die Zukunft der Energiewende

In der abschließenden Diskussionsrunde waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Industrie, Wirtschaft, Wissenschaft und dem NGO-Bereich einig: Die Energiewende ist eine gemeinschaftliche Aufgabe, die nur durch entschlossene Maßnahmen auf allen Ebenen gelingen kann. „Mit dem konsequenten Ausbau der Tiroler Wasserkraft-Infrastruktur im Zusammenspiel mit anderen grünen Energiequellen schaffen wir die Basis für eine nachhaltige und stabile Energiezukunft, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch für alle Menschen und Betriebe in Tirol von Vorteil sein wird“, brachte IV-Tirol-Präsident Max Kloger den Standpunkt der Tiroler Industrie auf den Punkt.