Unter dem Motto „Zukunft des Standorts: Anbetung der Asche oder Pflege des Feuers?“ wurden aktuelle Herausforderungen und Chancen für den Wirtschaftsstandort Tirol und Europa diskutiert.
In seiner Eröffnungsrede betonte IV-Tirol-Präsident Max Kloger, dass es trotz der großen, aktuellen Herausforderungen entscheidend sei, das „Feuer“ der Innovation und Zuversicht wieder zu entfachen. Kloger machte in seiner Ansprache deutlich, dass in Zeiten großer wirtschaftlicher Unsicherheit vor allem Mut und Weitblick gefragt sind. Er appellierte an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wirtschaftsforums, entschlossen Maßnahmen in ihren Unternehmen zu ergreifen, die auf nachhaltige Entwicklung und Innovationskraft setzen. Der IV-Tirol-Präsident betonte, dass es jetzt darauf ankomme, nicht nur auf die Herausforderungen zu reagieren, sondern aktiv Gestaltungswillen zu zeigen und den Industrie- und Wirtschaftsstandort durch gezielte Reformen und Investitionen zu stärken. Dies erfordere die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Politik und Gesellschaft, um ein starkes Fundament für künftiges Wachstum zu schaffen.
Strategien für Erfolg in unsicheren Zeiten
Michael Kaschke, Vorsitzender des Aufsichtsrats des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der ZEISS Gruppe, sprach in seiner Keynote über Strategien zum Umgang mit Unsicherheiten im unternehmerischen Kontext, die als Normalzustand betrachtet werden sollten. Kaschke erläuterte anhand praxisnaher Beispiele, wie Unternehmen wie ZEISS oder Bosch dank Managementtechniken wie dem „Roadmapping“ – einer Methode zur strategischen Planung, die langfristige Ziele und Schritte zur Erreichung dieser Ziele klar definiert – erfolgreich durch herausfordernde Zeiten gesteuert werden konnten. Er plädierte dafür, dass neben einer klaren Strategie vor allem Geduld, Offenheit und transparente Kommunikation Schlüsselfaktoren für den Erfolg in herausfordernden Zeiten seien.
Anschließend widmete sich Aletta von Massenbach, CEO und CFO des Flughafens Berlin Brandenburg, den Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Luftfahrtbranche. Sie betonte, dass der Luftverkehr in den vergangenen Jahren stark von globalen Krisen und strukturellen Altlasten geprägt war, wodurch der Bedarf an langfristigen und nachhaltigen Innovationen umso dringlicher wurde. Europa müsse in diesem Kontext seine Führungsrolle nicht nur behaupten, sondern aktiv ausbauen, um im internationalen Vergleich konkurrenzfähig zu bleiben. Massenbach hob hervor, dass Investitionen in nachhaltige Flugantriebe und moderne Technologien entscheidend sind, um die Zukunftsfähigkeit der Branche zu sichern.
Digitalisierung und Effizienz im Bahn- und Handelssektor
Monika Ribar, Verwaltungsratspräsidentin der Schweizer Bundesbahnen, widmete sich den Potenzialen und Herausforderungen des europäischen Bahnverkehrs. Sie verdeutlichte, dass es nicht primär um den Bau neuer Infrastrukturen gehe, sondern um die gezielte Nutzung technologischer Optimierung und Digitalisierung. Diese Herangehensweise, so Ribar, könne dazu beitragen, die Effizienz des bestehenden Netzes signifikant zu steigern und den CO2-Fußabdruck zu verringern. Investitionen in smarte Technologien und digitale Steuerungssysteme seien daher essenziell, um die Mobilität der Zukunft nachhaltig und zukunftssicher zu gestalten.
Hans K. Reisch, Vorstandsvorsitzender der SPAR AG, hob die Bedeutung mutiger unternehmerischer Entscheidungen und einer kompromisslosen Ausrichtung an den Kundenbedürfnissen hervor. Er schilderte, wie innovative Geschäftsmodelle und der Einsatz digitaler Lösungen den stationären Handel stärken können, um mit dem wachsenden Wettbewerb des Online-Handels mitzuhalten. Reisch forderte zugleich politische Unterstützung, insbesondere in Form eines Abbaus bürokratischer Hürden und einer Reduzierung der Lohnnebenkosten, um die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen langfristig zu sichern.
Zukunftsvisionen und wirtschaftspolitische Herausforderungen
Dirk Hoke, CEO von Volocopter, zeichnete in seiner Präsentation ein visionäres Bild der urbanen Mobilität. Er hob hervor, dass Lufttaxis eine innovative Lösung für die Entlastung des städtischen Verkehrs darstellen und Europa dringend handeln müsse, um nicht hinter Asien und die USA zurückzufallen. Politische Unterstützung und gezielte Investitionen seien notwendig, um diese Zukunftstechnologie zu fördern und die Wettbewerbsfähigkeit Europas in diesem vielversprechenden Bereich zu sichern.
Klaus Josef Lutz, Präsident der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern sowie ehemaliger CEO der BayWa AG, lieferte einen eindringlichen Blick auf die Herausforderungen der europäischen Wirtschaft. In seiner Rede mahnte Lutz, dass Europa dringend eine Rückbesinnung auf die Werte der sozialen Marktwirtschaft benötige, um den Wirtschaftsstandort zu stärken. Er plädierte für eine wirtschaftspolitische Neuausrichtung, die unternehmerische Freiheit und Innovation in den Vordergrund stellt. Diese Ausrichtung müsse mit weniger Regulierungen und einem stärker innovationsfreundlichen Umfeld einhergehen, um die europäische Wirtschaft widerstandsfähig und zukunftsfähig zu gestalten.
Neben spannenden und inspirierenden Vorträgen bot das Tiroler Wirtschaftsforum auch dieses Jahr wieder die Möglichkeit, die Geschäftsideen und Produkte innovativer Tiroler Jungunternehmen direkt vor Ort kennenzulernen und beim „Start-up Pitch“ mit Gründerinnen und Gründern über mögliche Kooperationen und Investmentchancen ins Gespräch zu kommen. Das 33. Tiroler Wirtschaftsforum war erneut perfekt organisiert und im Namen der Industriellenvereinigung Tirol sowie aller Teilnehmenden danken wir dem Organisationsteam des Management Centers Innsbruck ganz herzlich für ihren engagierten Einsatz!