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4. Sitzung des Vorstands und Beirats der IV Tirol

Von geopolitischen Analysen bis zur Diskussion der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen: Bei der vierten Sitzung des Vorstands und Beirats der IV Tirol im Jahr 2023 wurde eine breite Palette von Themen besprochen, die Tirols Industrieunternehmen beschäftigen.

Nach der Begrüßung der teilnehmenden Mitglieder durch IV-Tirol-Vizepräsident Max Kloger, der Präsident Swarovski vertrat, übernahm Gerhard Mangott, Professor für internationale Beziehungen und Österreichs bekanntester Russlandexperte, das Wort. Mangott klärte die Anwesenden in seinem äußerst spannenden Vortrag über die Hintergründe und aktuelle Lage des Konflikts in der Ukraine auf. Er beleuchtete die überraschende Natur des russischen Angriffskrieges und erklärte, dass die russische Führung unter falschen Annahmen handelte, indem sie von einer kurzen und erfolgreichen Invasion ausging, mit dem Ziel, eine Marionettenregierung in Kiew einzusetzen. Mangott ging detailliert auf die russische Erzählung ein, die dem eigenen Volk die „spezielle Militäroperation”, wie der Angriffskrieg innerhalb Russlands genannt wird, verständlich machen soll: Der Westen ziele auf eine Invasion Russlands ab, die er mit seiner Unterstützung der „Nazis in Kiew“ vorbereiten will. Diese müssten deshalb mit allen Mitteln entmachtet werden. Mangott betonte, dass diese Sichtweise bewusst gewählt wurde, um die Bevölkerung zu mobilisieren. Ein Unterfangen, das scheinbar von Erfolg geprägt ist – aktuelle Umfragen zeigen, dass 72 Prozent der Russen den Krieg auch heute noch unterstützen.

Russlands Wirtschaft unter Druck?

Im Anschluss fasste der Russlandexperte die wichtigsten Kriegsereignisse zusammen und analysierte die Auswirkungen der Sanktionen auf Russlands Volkswirtschaft, die sich trotz fehlenden Zugangs zu westlichen Kapitalmärkten und Technologien als äußerst resilient erwiesen hat, indem sie sich auf interne Ressourcen und alternative Märkte, wie etwa Indien und China, stützte. Die lebhafte Diskussion mit den anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmern konzentrierte sich auf die wirtschaftlichen und geopolitischen Konsequenzen des Krieges für Russland, die Ukraine und den Westen – aber auch der aktuelle Krieg in Israel beschäftigte die Teilnehmenden. Mangott sprach über die politische Isolation Russlands, die Konsequenzen für das geopolitische Gleichgewicht in Eurasien und die langfristigen Auswirkungen des Krieges auf Europa, die USA, Asien, Afrika und den Nahen Osten. Auch spezifische Fragen zur Zukunft von Unternehmen, die noch in Russland operieren, wurden vom Experten beantwortet.

Rezession und Lohnverhandlungen

Nach dem Vortrag Mangotts folgte der Bericht des Vize-Präsidenten: Max Kloger ging noch einmal auf die Auswirkungen der Rezession auf Tirols Industrie ein und forderte die anwesenden Mitglieder auf, Maßnahmen vorzuschlagen, um dem wirtschaftlichen Abschwung in Tirol entgegenzuwirken. Die gesammelten Vorschläge werden beim nächsten Industriegespräch mit Landeshauptmann Anton Mattle und Wirtschaftslandesrat Mario Gerber am 24. November an die beiden Mitglieder der Landesregierung übergeben. Kloger betonte, dass es jetzt an der Zeit sei, mit Investitionsanreizen, wie der Wiedereinführung der Investitionsprämie und weiteren steuerlichen Maßnahmen, neue Wachstumsimpulse zu setzen und so dem Abschwung zu begegnen. Als Mitglied des Tiroler Verhandlungsteams des Fachverbands der Metalltechnischen Industrie gab Kloger einen Ausblick auf den weiteren Verlauf der Lohnverhandlungen und drückte sein Bedauern über die fehlende Kompromissbereitschaft der Arbeitnehmervertreter aus, die sich auch nach Verbesserung des Angebots vonseiten der Industrie nicht zu einer Einigung durchringen konnten. Die aktuelle Lage der Lohnverhandlungen und mögliche Streiks bestimmten die abschließende Diskussion im Plenum.

Mitarbeiterbefragung und neue Gesichter

Den Ausführungen Klogers folgte der Bericht des Geschäftsführers. Michael Mairhofer informierte die anwesenden Industrievertreter über die Ergebnisse der Mitgliederbefragung, die im Frühsommer dieses Jahres durchgeführt wurde und stellte die weiteren Schritte vor, die vom Team der IV Tirol nach der Analyse der Befragung umgesetzt werden, um die Zufriedenheit der IV-Tirol-Mitglieder noch weiter zu erhöhen und die Arbeit der IV Tirol effektiver zu gestalten. Mairhofer stellte auch die Arbeitsschwerpunkte für das restliche Jahr und die geplanten Veranstaltungen bis zum nächsten Treffen vor. Die Sitzung endete mit der Bestätigung der neuen Mitglieder des Vorstands und Beirats. Hannes Wörner, Managing Director der Sandoz GmbH in Kundl, wurde als Nachfolger von Martin Kocher in den Vorstand berufen und Georg Hörtnagl, Vorstandsmitglied bei der STUBAI Werkzeugindustrie reg. Gen.m.b.H, zog als Nachfolger von Johann Hörtnagl, der aufgrund seiner Pensionierung ausscheidet, in den Beirat der IV Tirol ein.