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5. KI-Forum Tirol: Industrieller Fortschritt durch praxisnahe KI-Anwendungen

Wie lässt sich Künstliche Intelligenz in der Tiroler Industrie von der Idee zur konkreten Anwendung bringen? Diese Frage stand im Zentrum des 5. KI-Forums der IV Tirol am 25. Juni. Die Veranstaltung brachte rund 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Mitgliedsbetrieben und Wissenschaft zusammen – mit einem klaren Ziel: Erfahrungsaustausch über reale Anwendungen, Nutzenpotenziale und Herausforderungen von KI im industriellen Kontext.

Energieeffizienz durch Datenintelligenz – Tiroler Rohre GmbH zeigt vor

Einen besonders anschaulichen Einblick bot die Tiroler Rohre GmbH gemeinsam mit dem Technologiepartner nista. Im Fokus: ein KI-gestütztes Energiemanagementsystem, das auf Basis hochauflösender Verbrauchs- und Produktionsdaten zentrale Fragestellungen adressiert – von der Grundlastoptimierung über die Erkennung ineffizienter Prozesse bis hin zur produktionssynchronen Strompreisoptimierung. Statt teurer Sensorik liefert Künstliche Intelligenz virtuelle Messwerte mit bis zu 90 % Genauigkeit. Das Ergebnis: weniger Energie pro Tonne, ein nachvollziehbarer CO₂-Footprint und mehr Handlungsspielraum für Fachkräfte im Betrieb.

KI-Agenten im Kommen – zwischen Automatisierung und Entscheidungslogik

Reinhard Palaver verdeutlichte im Anschluss, wie sogenannte „KI-Agenten“ Unternehmensprozesse verändern: Im Gegensatz zu klassischen Automatisierungen agieren diese Systeme zielgerichtet, kontextsensitiv und toolübergreifend. Ob E-Mail-Antworten, Report-Erstellung oder Sicherheitsüberwachung – KI-Agenten übernehmen ganze Aufgabenketten, prüfen Ergebnisse selbstständig und lernen aus Rückmeldungen. Wichtig dabei: Verlässlichkeit, Kontrolle und die Einbindung von Menschen – „Human in the loop“ bleiben zentrale Erfolgsfaktoren.

Forschung trifft Industrie – Universität Innsbruck liefert Grundlagen

Den wissenschaftlichen Tiefgang lieferte Univ.-Prof. Adam Jatowt vom Institut für Informatik der Universität Innsbruck. Sein Impulsvortrag beleuchtete Large Language Models als „Reasoning Agents“, die in der Lage sind, komplexe Aufgaben durch schrittweises Schlussfolgern zu bewältigen. Die Forschung zeigt: LLMs gewinnen durch neue Prompting-Strategien, etwa „Chain-of-Thought“ oder „Self-Consistency“, deutlich an Präzision. Parallel arbeitet die Data Science Group an domänenspezifischen LLMs – etwa zur automatisierten Nachhaltigkeitsberichterstattung auf Basis der EU-Taxonomie.

Best Practice Thöni: KI als Teil der Unternehmens-DANN

Abschließend gab Christoph Mederle von den Thöni Industriebetrieben einen Einblick in die unternehmensweite KI-Strategie. Ob in der Produktion, im Vertrieb oder in der IT-Sicherheit – Thöni verfolgt einen systematischen Ansatz: klare Regeln, qualitätsgesicherte Daten, Fokus auf Sicherheit und eine klare Devise: Sensibilisieren statt verbieten. Das Smart Service Center „Thöni Care“ verbindet Anlagensicherheit mit digitalem Support, erste Anwendungen mit AR-gestütztem Remote-Service und prädiktiver Wartung sind in Umsetzung.

KI ist eine Gegenwartskompetenz

Das 5. KI-Forum macht deutlich: Die Tiroler Industrie denkt KI nicht als abstrakte Technologie, sondern als strategisches Werkzeug zur Effizienzsteigerung, Standortsicherung und Innovationsförderung. Die IV Tirol positioniert sich mit dem KI-Forum als Plattform für Austausch, Orientierung und Umsetzungskompetenz. Mit dem klaren Anspruch: Künstliche Intelligenz dort einsetzen, wo sie messbaren Mehrwert schafft – wirtschaftlich, technologisch und gesellschaftlich.