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Geopolitisches Sommergespräch: Europa im Zeitalter von Kriegen

Die Online-Veranstaltung „Geopolitisches Sommergespräch – Europa im Zeitalter von Kriegen und die steigende Rivalität von Groß- und Mittelmächten“ beleuchtete aktuelle geopolitische Krisen und die dringende Notwendigkeit, Europas strategische Autonomie und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. 

Im Mittelpunkt des von der IV-Landesgruppe Salzburg in Kooperation mit den Landesgruppen Tirol, Burgenland und Niederösterreich organisierten Expertentalks mit dem Sicherheits- und Verteidigungsexperten Gunther Hauser am 11. Juli standen die komplexen Herausforderungen einer zunehmend von geopolitischen Spannungen und Kriegen geprägten Welt und die Frage, wie Europa seine immer unsicherer werdende Position wieder stärken kann.

Herausforderungen und Chancen für Europa

Gunther Hauser betonte die Notwendigkeit für Europa, seine Verteidigungsfähigkeiten auszubauen und kritische Infrastrukturen besser zu schützen. Angesichts der zunehmenden Rivalität zwischen Großmächten wie den USA, China und Russland sowie der anhaltenden Konflikte in Osteuropa und im östlichen Mittelmeerraum müsse Europa dringend in die eigene Sicherheit investieren. Hauser machte deutlich, dass die Abhängigkeit von chinesischen Lieferketten ein erhebliches Risiko darstellt und Europa verstärkt auf eigene Produktionskapazitäten im Bereich essenzieller Güter und Rohstoffe setzen müsse.

Wettbewerbsfähigkeit und Reformen

Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion war die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Europas. Um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben, müsse Europa die Arbeits- und Lohnkosten senken. Wichtige, wenn auch unpopuläre Reformen wie ein späteres Pensionsantrittsalter und die Adaptierung des Sozialsystems an die aktuelle demographische Realität seien unvermeidlich. Hauser argumentierte, dass ohne diese Maßnahmen die europäische Wirtschaft auf dem globalen Markt zunehmend ins Hintertreffen geraten werde. Eine Rückbesinnung auf wirtschaftliche Kernkompetenzen und die Implementierung struktureller Reformen seien entscheidend für die Zukunft Europas.

Scheinneutralität Österreichs

Ein weiterer kritischer Punkt war die Diskussion über die österreichische Neutralität. Hauser betonte, dass die vermeintliche Neutralität Österreichs längst nicht mehr der Realität entspricht und nur noch in den Köpfen der Menschen und Politiker existiert. Eine ehrliche Debatte über die Rolle Österreichs in der internationalen Sicherheitsarchitektur sei notwendig. Es gelte, die außenpolitische Ausrichtung des Landes an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen und offen über eine mögliche Mitgliedschaft in kollektiven Sicherheitsbündnissen zu diskutieren.

Experte Gunther Hauser:

Gunther Hauser ist seit 2000 für das Bundesministerium für Landesverteidigung tätig und wurde 2006 stellvertretender Präsident des Wissenschaftlichen Forums für Internationale Sicherheit (WIFIS) an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Er lehrt an der Donau-Universität Krems und ist Ehrenprofessor. Hauser ist ebenfalls Lehrbeauftragter am European Security and Defence College sowie an der Theresianischen Militärakademie und der Heeresunteroffiziersakademie. Seit 2010 leitet er das Referat Internationale Sicherheit am Institut für Strategie und Sicherheitspolitik der Landesverteidigungsakademie in Wien und hält regelmäßig Gastvorträge an renommierten internationalen Institutionen.