Veranstaltungen

IV-Tirol-Präsident Kloger: „Österreich darf nicht Schlusslicht bleiben“

Beim Industrieempfang der IV Tirol bei Novartis Österreich forderte Max Kloger strukturelle Entlastung bei Energie- und Arbeitskosten und spürbaren Bürokratieabbau – damit Unternehmen wieder investieren, Arbeitsplätze schaffen und im internationalen Wettbewerb bestehen können.

„Österreich droht ins Abseits zu geraten“ – mit dieser Warnung eröffnete IV-Tirol-Präsident Max Kloger seine Rede beim Industrieempfang der Industriellenvereinigung Tirol am Dienstagabend. Vor rund zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern der Tiroler Industrie und Wirtschaft zeichnete er ein ernüchterndes Bild der konjunkturellen Lage: „Österreich ist laut Internationalem Währungsfonds 2025 das einzige Industrieland Europas, das nicht wächst. Nach drei Jahren Rezession steht uns ein weiteres verlorenes Jahr bevor – mit dramatischen Folgen für unsere Wettbewerbsfähigkeit, Marktanteile und Arbeitsplätze.“ Bereits zuvor hatte Wirtschaftslandesrat Mario Gerber in seinen Grußworten auf die strategische Bedeutung der Industrie für Beschäftigung und Wohlstand in Tirol hingewiesen.

Energiepreise bleiben gefährlicher Standortnachteil

Mit Nachdruck forderte Kloger die rasche Einführung einer gesetzlich verankerten Strompreiskompensation für energieintensive Unternehmen. „Wir sind europaweit Schlusslicht bei der Wettbewerbsfähigkeit – auch weil wir unseren Unternehmen im internationalen Vergleich deutlich höhere Strompreise zumuten. Fast alle anderen EU-Länder haben längst Entlastungsmechanismen etabliert. Wer das weiter blockiert, gefährdet nicht nur Investitionen, sondern auch unsere industrielle Basis.“ Die IV Tirol fordert daher: Die Bundesregierung müsse trotz der tristen Haushaltssituation klare budgetäre Spielräume schaffen, um eine dauerhafte Strompreisentlastung für energieintensive Betriebe zu ermöglichen – damit der Wirtschaftsmotor Industrie wieder anspringen kann.

Lohnnebenkosten senken – Pragmatismus bei KV-Abschlüssen

Ein weiterer Schwerpunkt war die Entwicklung der Arbeitskosten. „Die Lohnstückkosten sind explodiert. Allein in den letzten zwei Jahren haben Tirols Industriebetriebe über 400 Millionen Euro mehr für Löhne und Gehälter ausgezahlt – ein brandgefährlicher Mix in Kombination mit den hohen Energiekosten“, so Kloger. Die IV Tirol fordert daher einen klaren Entlastungspfad – mit dem Ziel, die Lohnnebenkosten um fünf Prozent zu senken. Gleichzeitig appellierte Kloger an die Sozialpartner: „Wir brauchen heuer KV-Abschlüsse mit Augenmaß und Schulterschluss zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern. In manchen Branchen wird ein Abschluss unter der Inflation nötig sein, um Beschäftigung zu sichern und Spielräume für Investitionen zu schaffen.“

Bürokratie: Milliardenschwere Belastung

Kritik übte Kloger auch an der Bürokratielast, die Österreichs Unternehmen zunehmend blockiere. „Unsere Betriebe geben bis zu 15 Milliarden Euro jährlich für die Erfüllung bürokratischer Vorgaben aus. Das ist nicht nur ineffizient, sondern gefährlich – weil es Handlungsspielräume für Zukunftsinvestitionen vernichtet.“ Die IV Tirol fordert: verbindliche Verfahrensfristen, durchgängige digitale Prozesse und ein Ende der Überregulierung durch sogenanntes Gold Plating bei EU-Vorgaben. Der Vortrag von Agenda-Austria-Ökonom Jan Kluge untermauerte die IV-Tirol-Position mit konkreten Handlungsempfehlungen – von der Einführung eines Bürokratiekostenindex bis zur raschen Umsetzung der im Regierungsprogramm verankerten Deregulierungsoffensive.

Investitionen brauchen Planungssicherheit

Roland Gander, Gastgeber des Abends und Geschäftsführer des Novartis Campus Kundl und Schaftenau, präsentierte die Entwicklung des biopharmazeutischen Produktionsstandorts und betonte: „Die Innovationskraft in Österreich ist groß – aber sie darf nicht an regulatorischer Komplexität und fehlender Planungssicherheit scheitern. Wer Investitionen will, muss Klarheit schaffen.“ Novartis zählt mit über 3.300 Mitarbeitenden zu den größten privaten Arbeitgebern des Landes und hat allein in den letzten beiden Jahren mehr als 200 Millionen Euro in Tirol investiert.

Standortpolitik entscheidet jetzt

Zum Abschluss rief Kloger die Bundesregierung zu entschlossenem Handeln auf – und zu einem wirtschaftspolitischen Realismus, der dem Ernst der Lage gerecht wird: „Niemand erwartet Wunder. Aber wer auf Zeit spielt, riskiert, dass dieser Standort weiter ins Hintertreffen gerät. Was wir brauchen, ist nicht ein weiteres Strategiepapier, sondern die Umsetzung längst bekannter Maßnahmen: bezahlbare Energie, weniger Lohnnebenkosten, ein Bürokratiesystem mit Hausverstand – und der Mut, neue Märkte zu erschließen. Es geht nicht um kurzfristige Schlagzeilen. Es geht um die nachhaltige Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, die Sicherung tausender Arbeitsplätze und letztlich: um die Zukunft des Erfolgsmodells Industrie in Tirol und Österreich.“