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Industriegespräch – Dialog auf Augenhöhe zwischen Landesregierung und Industrie

Beim zweiten Industriegespräch des Jahres lag der Fokus auf den immer noch zu hohen Energiepreisen, der Weiterentwicklung des Bildungsangebots für einen zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort und Lösungsstrategien zur Bewältigung des Arbeitskräftemangels.

Dass die Tiroler Landesregierung dem direkten Austausch mit der Industrie einen hohen Stellenwert beimisst, beweisen die regelmäßig stattfindenden Industriegespräche, bei denen Branchenvertreter Mitgliedern der Landesregierung über die aktuelle Lage in der Tiroler Industrie informieren und ihre Forderungen einbringen können. Am zweiten Industriegespräch des Jahres nahmen Landeshauptmann Anton Mattle, Wirtschaftslandesrat Mario Gerber, IV Tirol-Vizepräsident und Spartenobmann Max Kloger, Spartengeschäftsführer Oswald Wolkenstein (WKT) und IV Tirol-Geschäftsführer Michael Mairhofer teil.

Maßnahmen gegen hohe Energiepreise

Die Vertreter der IV Tirol nutzen den Dialog mit Landeshauptmann und Wirtschaftslandesrat, um auf die immer noch angespannte Situation für energieintensive Industrieunternehmen hinzuweisen. Obwohl die Großmarkt-Preise für Strom und Gas im Vergleich zu 2022 gesunken sind, zahlen Tirols Industriebetriebe immer noch mehr als ihre Mitbewerber in anderen Wirtschaftsräumen. Vor allem der angekündigte deutsche Industriestrompreis setzt Tirols Industrie unter Druck, da es auf der Kostenseite zu massiven Wettbewerbsverzerrungen gegenüber deutschen Konkurrenten kommen wird. Daher muss der Energiekostenzuschuss II des Bundes endlich wirksam werden.

Gasspeicherumlage und Ausbau erneuerbarer Energien

Ein weiteres Thema waren die Beschwerden bei der EU-Kommission gegen die deutsche Gasspeicherumlage, die in den letzten Wochen unabhängig von IV Tirol, Wirtschaftskammer Tirol und A&B AG, der Verrechnungsstelle für Ausgleichsenergie, eingebracht wurden. Dass die deutsche Gasspeicherumlage auch die grenzüberschreitenden Gasmengen mit einer Umlage belastet, ist nach Rechtsansicht der drei Organisationen nicht EU-rechtskonform. Landeshauptmann Mattle sagte den Vertretern der Industrie seine Unterstützung auf Bundesebene zu.

Um Tirols Industrieunternehmen zu entlasten, forderten die Interessenvertreter erneut den entschlossenen Ausbau der Wasserkraft. Die Anwesenden stimmten darin überein, dass darüber hinaus alle Potenziale alternativer Energieträger wie Photovoltaik und Windkraft gehoben werden müssen, um eine Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen zu gewährleisten und Tirols Klimaziele erreichen zu können.

Strategien gegen den Arbeitskräftemangel

Neben der Stärkung der MINT-Bildung wurden beim Industriegespräch auch weitere Lösungsansätze zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels besprochen. Die Vertreter der IV Tirol erneuerten ihre Forderung, dass sich Leistung und der Wille zur Mehrarbeit in Tirol lohnen müssen. In keinem anderen Land Europas ist Vollzeitarbeit so unattraktiv wie in Österreich, was dazu führt, dass sich viele Menschen, die eigentlich dem Arbeitsmarkt Vollzeit zur Verfügung stehen könnten, dazu entscheiden, maximal 30 Stunden zu arbeiten. Um diese, für Industrie und Wirtschaft belastende Situation zu entschärfen, wiederholten die Interessenvertreter ihre Forderungen nach einer Erhöhung der Anzahl von begünstigten Überstunden auf 20 Stunden und die Erhöhung des steuerlichen Freibetrags auf 600 Euro. Um Menschen auch nach Erreichung des Regel-Pensionsalters im Erwerbsleben zu halten, soll die Beitragspflicht zur Pensionsversicherung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur Gänze entfallen und auch die steuerrechtliche Bemessungsgrundlage des Erwerbseinkommens halbiert werden.