Der IV-Tirol-Geschäftsklimaindex für das 2. Quartal 2025 stagniert bei 13,5 Punkten und zeigt keine Anzeichen einer nachhaltigen konjunkturellen Erholung. Umfassende Strukturreformen sind dringend nötig, um den Standort zu stabilisieren und Arbeitsplätze langfristig zu sichern.
Die Tiroler Industrie kämpft weiterhin mit äußerst schwierigen Rahmenbedingungen. Während die wichtigsten Wirtschaftsforschungsinstitute des Landes einen zaghaften Aufschwung für das laufende Geschäftsjahr prognostizieren, spiegelt sich diese Zuversicht noch nicht im aktuellen IV-Tirol-Geschäftsklimaindex wider. Wie die jüngste Konjunkturumfrage der IV Tirol zeigt, beurteilen 44 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als schlecht (Q1: 45 %), nur 16 Prozent berichten von einer positiven Ertrags- und Nachfragesituation (Q1: 17 %). 40 Prozent der befragten Unternehmen gehen von einer durchschnittlichen Entwicklung aus (Q1: 38 %). „Die Lage bleibt angespannt. Trotz vorsichtig optimistischer Prognosen der Ökonomen hält sich die Rezession in der Realwirtschaft hartnäckiger als erwartet, vor allem in der heimischen Industrie. Eine echte Trendwende zeichnet sich für unsere Betriebe noch nicht ab“, betont IV-Tirol-Präsident Max Kloger.
Gedämpfte Auftragslage und hohe Unsicherheit
Auch die aktuelle Auftragslage der Tiroler Industrie bleibt alarmierend schwach. Nur 19 Prozent der Betriebe berichten von zufriedenstellenden Auftragsbüchern (Q1: 20 %), die Nachfrage aus dem Ausland kommt nicht in die Gänge – ganze 45 Prozent der beteiligten Betriebe rechnen sogar mit rückläufiger Exportnachfrage (Q1: 41 %). Diese Befunde manifestieren sich dramatisch im Ausblick auf die Produktionstätigkeit der nächsten drei Monate: Während im ersten Quartal lediglich zwei Prozent der Unternehmen eine negative Entwicklung erwarteten, gehen aktuell 16 Prozent von einer sinkenden Produktionstätigkeit in den nächsten drei Monaten aus. Gleichzeitig rechnen nur noch zehn Prozent der Befragten mit einer steigenden Auslastung (Q1: 19 %). „Dieser drastische Rückgang in den Produktionserwartungen zeigt, dass die Unsicherheit bei unseren Unternehmen weiterhin groß ist. Geopolitische Spannungen, unsichere Rahmenbedingungen aufgrund des Handelskonflikts mit den USA und die daraus entstehende fehlende Planungssicherheit verhindern dringend notwendige Investitionen und bremsen das Wachstum. Diese Alarmsignale müssen uns wachrütteln. Die heimische Industrie darbt dahin, während das Wachstum in anderen Ländern stattfindet“, warnt der IV-Tirol-Präsident.
Beschäftigungsaussichten unter Druck
Die schwierige wirtschaftliche Lage der Tiroler Industrie schlägt auch auf den Arbeitsmarkt durch. 39 Prozent der Tiroler Industriebetriebe rechnen in den kommenden Monaten mit einem Beschäftigungsrückgang (Q1: 33 %). Lediglich 17 Prozent erwarten einen Zuwachs bei den Mitarbeitenden (Q1: 15 %). „Diese Zahlen sind alarmierend. Die Politik darf jetzt nicht länger zögern und auf Zeit spielen. Es geht um den Erhalt tausender Arbeitsplätze und die langfristige Zukunft unserer Industrie“, so der IV-Präsident eindringlich.
Konsequenter Bürokratieabbau dringend nötig
Angesichts der weiterhin angespannten Lage fordert die IV Tirol von der Bundesregierung entschlossene Strukturreformen, um den Standort nachhaltig zu stärken. Trotz der schwierigen Budgetlage brauche es jetzt gezielte Entlastungsmaßnahmen, um die Konjunktur wirksam anzukurbeln. „Unsere Unternehmen benötigen dringend spürbare Entlastungen in Form einer Senkung der Lohnnebenkosten um fünf Prozent, eine Verlängerung und Ausweitung der Strompreiskompensation für energieintensive Unternehmen über das Jahr 2026 hinaus sowie einen konsequenten Abbau bürokratischer Belastungen. Die versprochene Entbürokratisierungsoffensive der Bundesregierung lässt nach wie vor auf sich warten – hier darf keine weitere Zeit verloren gehen“, mahnt Kloger mit Verweis auf das aktuelle Ranking des International Institute for Management Development (IMD), das Österreich, mittlerweile nur mehr auf Rang 26 von 69 Volkswirtschaften, erneut eine drastisch gesunkene Wettbewerbsfähigkeit attestiert. Als positives Beispiel verweist Kloger auf den Tirol Konvent, an dessen Umsetzung die IV Tirol maßgeblich beteiligt ist: „Mit der Einführung einer digitalen Verfahrensplattform geht Tirol beim Bürokratieabbau jetzt konkret voran. Der Bund muss nun endlich nachziehen und vergleichbar entschlossene Schritte setzen, um Unternehmen effektiv zu entlasten.“ Denn: „Der Wohlstand, den unsere Industrie und ihre Mitarbeitenden schaffen, darf nicht länger durch politische Zurückhaltung gefährdet werden. Es ist höchste Zeit für klare, mutige Entscheidungen, damit Tirol seine Relevanz als Heimat industrieller Spitzenbetriebe nicht verliert“, so Kloger abschließend.