Beim bereits sechsten KI-Forum der Tiroler Industrie zeigten IV-Tirol-Mitgliedsbetriebe, wie sie mit konkreten KI-Lösungen Prozesse optimieren, Qualität steigern und Daten intelligent nutzen – von der Serienproduktion bis zur Kundenkommunikation.
Wo und wie schafft künstliche Intelligenz heute bereits echten Mehrwert in der industriellen Praxis? Welche Technologien bewähren sich im Alltag – und welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit KI nicht bloß ein Zukunftsversprechen bleibt? Diese Fragen standen im Zentrum des 6. KI-Forums der Tiroler Industrie, das am 22. Oktober 2025 im Audimax der Universität Innsbruck stattfand.
Erstmals wurde die Veranstaltung als Kooperationsprojekt mit der Insight-Technology-Reihe der Bundes-Industrievereinigung (IV) durchgeführt. Insight Technology ist eine österreichweite Veranstaltungsreihe der Bundes-IV, die Technologien und Innovationen in der heimischen Industrie beleuchtet und den branchenübergreifenden Austausch fördert.
Rund 40 Vertreterinnen und Vertreter nahmen vor Ort teil, weitere 70 Teilnehmende verfolgten das Forum über den Online-Stream. Vertreterinnen und Vertreter aus Tiroler Industrieunternehmen, der Universität Innsbruck und dem Digital Innovation Hub West diskutierten reale Anwendungsfälle, technische Umsetzungsfragen und strategische Lehren aus der Praxis.
TYROLIT Gruppe: KI integriert Kernprozesse in Produktion und Service
Die Tycom Digital Solutions GmbH, ein Tochterunternehmen des Schleifmittelherstellers TYROLIT, zeigte in ihrem Vortrag, wie die TYROLIT-Gruppe künstliche Intelligenz gezielt in ihre Produktions- und Geschäftsprozesse einbindet. Anhand konkreter Projekte – von der automatisierten Auftragserfassung über die KI-gestützte Wareneingangsverbuchung bis hin zur „Wetting Prediction“ zur Prozessoptimierung in der Fertigung – wurde deutlich, wie praxisnah KI Mehrwert schafft. Mithilfe von SAP AI Foundation und eigenen Machine-Learning-Modellen gelingt es, Effizienz, Qualität und Datensicherheit nachhaltig zu steigern.
TechnoAlpin: KI als Motor für Effizienz und Innovation
TechnoAlpin zeigte, wie künstliche Intelligenz gezielt eingesetzt werden kann, um die Schneeproduktion weltweit zu optimieren. Auf Basis einer modernen Datenplattform – bestehend aus Data Lake, Warehouse und Cloud-Strukturen – werden Wetterdaten, Produktionsstatistiken und Betriebsparameter intelligent verknüpft. Daraus entstehen Anwendungen wie Produktionsprognosen, Wartungsplanung und das neue SnowMaster-Dashboard, das Anlagenbetreibenden einen umfassenden Überblick und eine effizientere Steuerung ermöglicht.
Durst: Qualitätssicherung durch lernende Bildverarbeitung
Der Südtiroler Drucktechnologie-Spezialist Durst zeigte, wie KI zur Qualitätskontrolle in der Serienfertigung eingesetzt wird – etwa zur Farbkalibrierung, zur Analyse von Oberflächen oder zur automatischen Fehlererkennung im Druckbild. Die Systeme verbinden klassische Bildverarbeitung mit Machine Learning und werden so trainiert, dass sie produktionsrelevante Abweichungen sicher erkennen. Durch die Kombination aus intern entwickelter Software und externen Tools gelingt es Durst, KI-Anwendungen rasch in die bestehende Produktion zu integrieren – ein Beispiel für technologiegetriebene Prozessinnovation mit direktem Nutzen.
Universität Innsbruck: KI-Forschung mit Industriebezug
Das Institut für Informatik der Universität Innsbruck, gab Einblicke in aktuelle KI-Aktivitäten der Universität und zeigte, wie Forschung und Industrie gemeinsam Innovation vorantreiben.
Im Mittelpunkt stand die Vorstellung der AI Factory Austria (AIAF), die als nationales Kompetenzzentrum das österreichische KI-Ökosystem stärkt und die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Industrie und öffentlichen Einrichtungen fördert. Die AI Factory bietet Unternehmen praxisnahe Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung von KI-Lösungen und dient als Plattform für Wissenstransfer und Innovation.
Darüber hinaus wurden kollaborative Lehrformate wie das Masterprogramm „Data Science“ vorgestellt, das Studierende gezielt für Schnittstellenfunktionen zwischen Technologie und industrieller Anwendung qualifiziert und so den Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Wirtschaft unterstützt.
Technologietransfer auf Augenhöhe
Das 6. KI-Forum der Tiroler Industrie hat gezeigt: Der reale Einsatz künstlicher Intelligenz entsteht dort, wo wirtschaftlicher Nutzen, technisches Know-how und organisatorische Bereitschaft zusammenkommen. Es braucht Erfahrungsräume, in denen Unternehmen voneinander lernen, Methoden vergleichen und Wissen teilen – fernab von Hype oder Zukunftsspekulation. Genau diesen Rahmen hat das Forum geschaffen – praxisnah, offen und mit einem klaren Fokus auf industrielle Anwendbarkeit.


