Der IV-Tirol-Geschäftsklimaindex für das 3. Quartal 2025 zeigt einen erneuten Rückgang auf 12,5 Punkte. Die konjunkturelle Trendwende ist weiterhin nicht in Sicht.
Während sich die gesamtwirtschaftlichen Prognosen leicht verbessern, bleibt die Stimmung in der Tiroler Industrie eingetrübt. Der IV-Tirol-Geschäftsklimaindex fällt erneut – und signalisiert strukturellen Handlungsbedarf. Auftragslage, Beschäftigungserwartungen und Verkaufspreise entwickeln sich schwach. Die Erholung lässt weiter auf sich warten.
Laut aktuellem IV-Tirol-Geschäftsklimaindex für das 3. Quartal 2025 ist die konjunkturelle Trendwende in der Tiroler Industrie weiterhin nicht angekommen. Das Stimmungsbarometer der Tiroler Industrie sinkt erneut – von 13,5 Punkten im Vorquartal auf 12,5 Punkte. Trotz positiver Signale auf gesamtwirtschaftlicher Ebene (WIFO/IHS-Prognosen: +0,8 bis +1 % BIP-Wachstum für 2025) blicken Tirols Industrieunternehmen in eine ungewisse wirtschaftliche Zukunft mit vielen ungelösten Herausforderungen. „Wer nur auf gesamtwirtschaftliche Durchschnittswerte blickt, verkennt die Lage der heimischen Industrie. Viele unserer Betriebe sehen sich weiter mit sinkenden Aufträgen, hohen Kosten, geringen Margen und großer Unsicherheit an den internationalen Märkten konfrontiert“, warnt IV-Tirol-Präsident Max Kloger. „Wenn wir in Zukunftstechnologien und innovative Produktionsprozesse investieren wollen, braucht es heute eine mutige Politik, die schwierige Lage der Unternehmen anerkennt und die richtigen Weichen stellt.“
Auftragslage stagniert, Erwartungen sinken
Die Stimmung in den Tiroler Industrieunternehmen dümpelt auf niedrigem Niveau dahin: Nur 21 % der Betriebe bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut – trotz leichter Verbesserung gegenüber dem Vorquartal (Q2: 16 %). Weniger Unternehmen berichten von einer schlechten Lage, es entsteht jedoch keine Dynamik. 53 % der Unternehmen erwarten eine Seitwärtsbewegung. Vor allem der Ausblick verschlechtert sich: Nur 4 % der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung in den kommenden sechs Monaten – deutlich weniger als noch im Vorquartal (Q2: 11 %).
Auch die Auftragslage stagniert auf niedrigem Niveau. 27 % der Betriebe berichten von gut gefüllten Auftragsbüchern, ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorquartal (Q2: 19 %). 30 % bewerten ihre aktuelle Auftragslage als schlecht (Q2: 34 %). Bei den Auslandsaufträgen erwarten 24 % steigende Nachfrage (Q2: 21 %), 28 % rechnen weiterhin mit Rückgängen. Der Pessimismus bleibt also deutlich spürbar. Ein positives Signal zeigt sich bei der Produktionstätigkeit: 20 % der Unternehmen gehen im 4. Quartal von steigender Auslastung aus – doppelt so viele wie noch im Vorquartal (Q2: 10 %). Die Verkaufspreise bleiben hingegen unter Druck: Nur 2 % erwarten Preissteigerungen, 11 % rechnen mit weiteren Rückgängen. Auch bei den Beschäftigungszahlen zeigt sich keine Entspannung – 43 % der Unternehmen planen Personalabbau (Q2: 39 %), nur 17 % erwarten Neueinstellungen.
Wettbewerbsfähigkeit wieder aufbauen
Für die IV Tirol zeigen die aktuellen Zahlen, dass es weiterhin keine adäquaten Antworten auf die großen strukturellen Herausforderungen gibt: „Wenn sich selbst in einer Phase stabiler Gesamtwirtschaft kein industrieller Aufschwung zeigt, dann stimmt etwas an den Rahmenbedingungen nicht“, betont Kloger. „Die Kombination aus hohen Standortkosten, steigenden Löhnen und wachsender Bürokratie dämpft Investitionen und lähmt die notwendige Weiterentwicklung unserer Unternehmen, die vor allem durch ihre Innovationskraft und Produktivität im globalen Wettbewerb erfolgreich sind“, macht Kloger klar.
„Die Tiroler Industrie wird nur ein starker Zukunftsträger bleiben, wenn die Politik die richtigen Schritte setzt: Es braucht eine Senkung der Lohnnebenkosten, um Spielraum für Investitionen und Beschäftigung zurückzugewinnen. Zugleich müssen die anstehenden Lohnabschlüsse auch in den kommenden Jahren maßvoll ausfallen, um die Wettbewerbsfähigkeit und Marge unserer Betriebe wieder aufzubauen“, so Kloger. Auch die Energiepolitik müsse planbarer werden: „Die Strompreiskompensation bis 2026 war wichtig – aber sie reicht nicht. Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen bis 2030. Für Tirol bleibt der Ausbau der Wasserkraft zentral, um auch energieintensiven Industrieunternehmen weiterhin eine Produktion hier im Land zu ermöglichen.“
Bürokratieabbau muss schleunigst umgesetzt werden
Mit dem „Tirol Konvent“, einer gemeinsamen Initiative von Land Tirol und IV Tirol, startet Anfang 2026 eine digitale Verfahrensplattform, die Planungsprozesse vereinfacht, Genehmigungen beschleunigt und Verwaltung digitalisiert. Laut einer von der IV Tirol in Auftrag gegebenen Berechnung der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung verursacht Bürokratie in Tirol jährlich rund 52 Millionen Euro an Zusatzkosten – das entspricht 0,2 % der regionalen Wirtschaftsleistung. „Der Tirol Konvent kann ein Modell für ganz Österreich sein, wie wir Bürokratie abbauen und Verfahren wirtschaftsfreundlich gestalten“, so Kloger. „Es muss für alle Beteiligten aber klar sein, dass sich die Industrie rasch konkrete Verbesserungen erwartet, die den ausufernden bürokratischen Aufwand der Unternehmen nachhaltig reduzieren. Nur so können sich unsere starken Betriebe auf ihre Kernaufgabe konzentrieren: lokal, innovativ und verantwortungsvoll produzierte Exportschlager für die Weltmärkte herzustellen.“
Anmerkung: Der Geschäftsklimaindex ist der Mittelwert der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage und der in sechs Monaten erwarteten.


